Am frühen Morgen des Fr, 14. Juni machten wir uns zum zweiten Mal auf den Weg in das wunderschöne Dulongtal. Das „wir“ setzte sich diesmal etwas anders zusammen: Statt in einem Geländewagenkonvoi mit dem halben Bildungsministerium reisten wir vier mit Domi und Ribana in einem Minibus, den wir bis zur Decke und darüber hinaus mit Kleiderkisten und -säcken vollgepackt hatten. Außerdem waren noch Caro, Pia und Sara aus Liuku mit von der Partie, sie fuhren jedoch aus Platzgründen im „Linienbus“.

Vor der Abfahrt betrachten Mu 老师 und unser Torwächter ein wenig kritisch das Aufladen

Vor der Abfahrt betrachten Mu 老师 und unser Torwächter ein wenig kritisch das Aufladen…

Helen und Nina im Kampf gegen die Kartons

Helen und Nina saßen hinten und verteidigten ihre Plätze während der Fahrt heroisch gegen die Kartons.

Spiegelglatte Seen auf der Überfahrt

Spiegelglatte Seen auf der Überfahrt

Die Fahrt war ganz so, wie wir es in Erinnerung hatten: Asphaltiert und kurvig am Anfang, später holprig und mit einer Aussicht, die nach jeder Kurve schöner wurde. Vier Stunden, unzählige Schlaglöcher und einen Tunnel, der Domi an die „Speiseröhre eines Drachen“ erinnerte, später erblickten wir dann unter uns den grünblauen Fluss, was uns zwei Erleichterungen brachte: Erstens wussten wir, dass wir bald da sein würden, zweitens war der Dulongfluss offensichtlich von der braunen Schlammflut verschont geblieben. Tatsächlich sahen wir wenige Kilometer später die pinken Gebäude von 孔当 (Kongdang), dem Hauptort des Dulongtals. Die Grundschule wiederzufinden, war in dem Zweistraßendorf auch nicht weiter schwer. Dort wurden wir schon von Li Xiao Xiang (李晓香), einer Englischlehrerin (die allerdings Chinesisch unterrichtet) in Empfang genommen. Eine Horde Schüler half uns, die Kisten auszuladen, ich verhandelte mit unserem Fahrer und bezahlte ihn, die anderen drei stießen noch zu uns, dann brachen wir zu einem Restaurant auf. Dort waren auch der Schulleiter und einige andere Leute, sodass wir uns auf zwei Tische verteilten und erstmal das Mittagessen und ein paar Toasts (mehr oder weniger) genossen. Danach bekamen wir Räume zugewiesen: einen im Lehrerschlafgebäude und drei in dem „Hotel“, das wir von November schon kannten. Den Nachmittag lang ruhten wir uns von der Fahrt und der Hitze aus, manche mit einem Schläfchen, Helen und ich mit einem Spaziergang an der neu fertiggestellten Flusspromenade.

Abends gab es dann zunächst wieder Essen (und auch ein wenig Bier…), dann ging es an die Kleiderverteilung! Den Zeitpunkt hatte Miss Li vorgeschlagen, weil es abends kühler ist, und er hatte auch den Vorteil, dass wir den nächsten Tag zur freien Verfügung hatten. Also brachten wir die Kisten auf den Schulhof und ein paar Lehrer schleppten zwei Tischtennisplatten herbei. Auf der einen breiteten wir die Mädchenkleidung aus, die andere war für die Jungssachen bestimmt. Während wir schnell auspackten, kamen auch schon die Erstklässler herbei und stellten sich in Reihen auf.

Die Lehrer schleppen eine Tischtennisplatte

Die Lehrer schleppen eine Tischtennisplatte als improvisierte Ablage herbei – ich mag China! 😉

Sara beim Auspacken

Sara packt Jungskleidung aus

Der Mädchentisch

Helen, Miss Li, Ribana, Caro und Domi (v.l.n.r.) am Mädchentisch

Dann ging es los: Da wir so viele (neun Freiwillige und ein paar helfende Lehrerinnen) waren, konnten Domi und ich Bilder machen und ab und zu den anderen helfen, die sich aufgeteilt hatten und einem Kind nach dem anderen Hose, dünnes und dickes Oberteil in die Hand drückten. Dabei merkte man einen deutlichen Unterschied zwischen deutschen und chinesischen Helfern – hier wurde gefragt „喜不喜欢?“ (Gefällt dir das?), wobei man auch öfters ein verlegenes Kopfschütteln erntete, dort wurde einfach in die Hand gedrückt, wenn es passte… Alles in allem lief das Ganze jedoch recht flüssig ab: Nach und nach versorgten wir alle ersten bis fünften Klassen. Für die Sechstklässler hatten wir leider nicht mehr genug Kleidung. Während wir die wenigen Reste (viel zu große oder kleine Kleidungsstücke) zusammenpackten, machten sich die Kinder bereits bettfertig.

Gefällt dir das?

Gefällt dir das?

Ja, gefällt mir!

Ja, gefällt mir! – Pia verteilt Jungspullis

Lachende Kindergesichter

Die beiden haben Spaß 😉

Die wartenden Drittklässler

Die wartenden Drittklässler

Geschäftiges Treiben

Geschäftiges Treiben an den Verteilstationen

Nadja sucht nach passenden Jungshosen

Nadja sucht nach passenden Jungshosen

Ribana gibt den Mädels Hosen

Ribana gibt den Mädels Hosen

Caro war für die Mädchenpullis zuständig

Caro war für die Mädchenpullis zuständig

Glückliche Kinder

Glückliche Kinder 🙂

Erschöpft aber ziemlich zufrieden mit der getanen Arbeit verbrachten wir den Rest des Abends mit Miss Li und ein paar Lehrern in Miss Lis Wohnung. Über Plaudern, Nummern austauschen, Gitarrespielen und singen wurde es schnell elf Uhr und wir verabschiedeten uns gen Bett.

Unser Fazit für diese Kleiderverteilung: Etwas chaotisch, aber im Großen und Ganzen gelungen. Chaotisch deshalb, weil immer die gesamte Klasse auf dem Schulhof war und sich für Kleidung anstellte. Die Kinder sahen nicht ganz so arm aus wie z.B. die in Dimaluo, aber sie waren durchaus bedürftig und haben sich (obwohl manche recht wählerisch waren) sehr über die erhaltene Kleidung gefreut. Insgesamt konnten wir ca. 250 Schüler versorgen, am Ende hatten wir leider keine passenden Sachen mehr für die sechsten Klassen. Das war schade, aber da wir so viel Kleidung mitgenommen hatten, wie in den Bus passte, hätten wir daran auch nicht viel ändern können. Allerdings haben wir uns überlegt, beim Sortieren für die nächste Verteilung Pappschablonen zu benutzen, um die Größe der Kleidung besser abschätzen zu können. So wollen wir vermeiden, dass viel zu kleine oder viel zu große Sachen mitgenommen werden.

Morgen geht’s weiter mit der Fahrt im Gemüseauto, sehr armen aber unglaublich süßen Kindern, einem Funkloch…

 

One Response so far.

  1. Lynn sagt:

    你們可真像聖誕老公公、老婆婆!
    施者與受者的臉龐都洋溢著幸福的歡顏! 🙂

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