Wer will süße Kinder sehen…

Viel Zeit ist seit der English Corner nicht vergangen, aber es gibt wieder viel zu berichten:

Wir haben heute, Dienstag den 6.11., unsere erste Kleiderverteilung durchgeführt!!! Damit wäre das von uns gesetzte Ziel einer Kleiderverteilung bis zum Zwischenseminar bereits nach 2 Monaten erfüllt… jetzt heißt es die nächste planen oder andere Aufgaben suchen, wir sind gerade so in Schwung^^

Dabei waren wir bis gestern noch nicht einmal sicher, ob es wirklich alles klappt, denn wir haben verzweifelt nach einem Minibus gesucht, der uns nach Dimaluo bringen sollte… Als wir am späten Nachmittag noch immer keinen gefunden hatten, kramten wir aus den Tiefen unseres Handys die Nummer eines Fahrers hervor, den wir in unserer ersten Woche hier in Gongshan kennengelernt haben und von dem wir weder wussten, ob er sich noch an uns erinnert, oder ob er überhaupt nach Dimaluo fährt… Zu unserem Glück hat er nach einem kurzen Telefonat prompt zugesagt und so standen wir heute um 1 Uhr schwer bepackt am Straßenrand und beteten, dass er auch wirklich kommen würde^^

Er kam tatsächlich und so fuhren wir kurz darauf los… Ich glaube unser Fahrer wusste nicht genau, worauf er sich da eingelassen hat, denn die ‚Straße‘ nach Dimaluo ist eigentlich eher eine einzige Baustelle und man wird durchgeschüttelt… fast fühlt man sich wie Popcorn in einer Popcornmaschine 😉

Aber wir kamen, mehr oder minder heil, aber um einige blaue Flecke reicher, um kurz nach 2 Uhr in der Grundschule in Dimaluo an. Dort wurden wir vom Schulleiter in Empfang genommen und nachdem wir mit ihm einige Minuten lang darüber geredet haben, wie wir am besten vorgehen sollten, einigten wir uns darauf, dass wir zunächst in der 3. Klasse eine Stunde Englisch unterrichten, während er die Namen der 20 bedürftigsten Kinder herausgesucht hat. Zunächst gab es jedoch eine 10-Minuten-Pause und wir versuchten erst einmal die Schüler ‚anzulocken‘, indem wir uns mit der Gitarre auf die Stufen vor der Schule setzten und begannen Seasons in the Sunzu singen.

Helen und Nina - umgeben von den Schülern während wir Seasons in the Sun gesungen haben

Helen und Nina – umgeben von den Schülern während wir Seasons in the Sun gesungen haben

Eigentlich hatten wir vorgehabt ein klein wenig mit den Kindern zu spielen, aber wir wurden natürlich von allen Seiten her ausgefragt und so war die Pause auch gleich vorbei und der Unterricht begann…

Die Stunde die wir gehalten haben war sehr unterhaltsam und die Kinder, die zwar alle ein Englischbuch besaßen, aber zuvor noch nie ein Wort Englisch gelernt hatten haben, waren nach anfänglicher Schüchternheit begeistert bei der Sache. Vor allem als es darum ging Head and shoulders, knees and toes… zu singen und wir die Geschwindigkeit nach und nach erhöht haben 🙂

Schülerin mit Englischbuch

Schülerin mit Englischbuch

Head and shoulders - Die Lehrer...

Head and shoulders – Die Lehrer…

... und die Schüler

… und die Schüler

... man beachte den Kamm in den Haaren ;)

… man beachte den Kamm in den Haaren 😉

Neben dem Lied haben wir ihnen auch die aller grundlegendsten Sätze, wie „Hallo, mein Name ist…“ und „Wie geht es dir?“ beigebracht und sie dazu gebracht diese Szenen vor der gesamten Klasse vorzuspielen, indem wir ihnen versprachen dafür auch etwas vorzutragen… es hat funktioniert und so spielten die Kinder den Dialog vor und wir sangen Lady in Black und California Dreaming^^

Damit war die Stunde auch schon gleich wieder zu Ende und wir begannen damit den Inhalt unserer Kleidersäcke in einem der Schlafsäle auf den Betten auszubreiten. Währenddessen hat der Schulleiter die 20 betroffenen Kinder in einen Klassenraum gebracht und Nina und Helen unterhielten die Kinder mit Brother Jacob und Old MacDonald.

Franzi und ich holten dann immer 2 oder 3 Kinder aus dem Klassenraum und drückten ihnen die Kleidung in die Hand, zumeist Socken und je nach Bedarf auch Pullis, Jacken und Hosen… Zum Teil trugen die Kinder dort nämlich nur zu große, dünne Hemden und Sandalen (ohne Strümpfe).

Wahrscheinlich hätten wir an jedes Kind eine komplette Garnitur Kleidung austeilen können (so viel haben wir aber leider nicht), aber was Hygiene anging schienen sie eigentlich ganz gut versorgt – zumindest hatte jedes Kind ein eigenes Stück Seife und ihre Zähne sahen zwar schief, aber an sich nicht besonders schlecht aus… Anfangs etwas zögerlich, weil sie nicht so ganz verstanden was wir da mit ihnen vorhatten, waren die Kinder am Ende sehr glücklich über ihre neuen Kleider 🙂

Nach ca. einer Stunde waren wir fertig und dann haben wir noch ein Gruppenfoto mit allen Kindern gemacht – als ich ihnen dann die Bilder auf der Kamera gezeigt habe waren sie kaum mehr zu halten und alle wollten Fotos von sich machen lassen und sie danach gezeigt bekommen^^

Nadja zeigt Bilder

Nadja zeigt Bilder

Ähnlich dem Auflauf beim Fotos zeigen war der, als der Milchwagen kam :)

Ähnlich dem Auflauf beim Fotos zeigen war der, als der Milchwagen kam 🙂

Weil unser Fahrer langsam ungeduldig wurde (er hat die ganze Zeit auf uns gewartet) fuhren wir gegen halb 5 wieder zurück nach Gongshan… Damit war der Tag aber noch nicht zu Ende, denn Helen und Franzi haben heute Morgen erfahren, dass sie jetzt endlich in die Wohnung auf dem Schulgelände umziehen können – also halfen wir den beiden noch dabei ihre Sachen hochzubringen. Die neue Wohnung ist ziemlich schick, alles ist neu und sie haben nicht nur echte Betten mit Nachttischen (!), sondern auch ein komplett eingerichtetes Wohnzimmer nebst Fernseher… Ab jetzt werden wir wohl öfters den Aufstieg in Kauf nehmen, einerseits um bei ihnen zu kochen, andererseits um ihre geniale Aussicht auf ganz Gongshan zu genießen^^

Danach wurden wir noch zum Essen eingeladen und, wir können es noch immer kaum glauben, der Nujiang-Newspaper-Mensch (der uns eingeladen hat, weil er für 3 Tage in Gongshan zu Besuch ist) hat uns weder Alkohol zu trinken gegeben, noch hat er nach dem Essen versucht uns zu überreden noch Karaoke singen zu gehen oder sonst irgendwas zu unternehmen! Das war eine sehr angenehme Abwechslung^^

Die letzte große Neuigkeit für heute: Als wir heute Mittag gerade dabei waren alles vorzubereiten bekamen wir plötzlich den Anruf, dass es nun soweit sei… Morgen früh werden die neuen Lehrer ins Dulong-Tal gebracht und wir können mitfahren! Wir dachten uns nur: „Ihr Vögel! Könnt ihr uns nicht wenigstens 2 Tage vorher Bescheid sagen, damit wir das mit unseren Schulen klären können?!?“ Naja, zum Glück konnten wir das mit unseren Schulen noch abklären. Zwar dürfen wir ja eigentlich nicht in das Tal, wegen Sicherheit und weil man von dort so leicht nach Tibet kommt, aber weil wir vom Bildungsministerium mitgenommen werden ist es ok – das Wort ‚Bildungsministerium‘ ist unser neues Zauberwort, dagegen können sie einfach nichts machen^^… und damit bis Freitag, da werden wir dann voraussichtlich zurück sein… wenn wir nicht eingeschneit werden und ein halbes Jahr dort bleiben müssen 😉

One Response so far.

  1. Barbara sagt:

    Dann viel Spaß im Dulong-Tal! Und denkt an die dicken Pullover, falls ihr dort überwintern müsst, und vielleicht Bonnie Blue, damit ihr den Leuten was vorsingen könnt, wenn’s draußen schneit.;)

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