Mondfest und Kirchenbesuch

Sa, 06.10.2012 – Zur Zeit haben wir Ferien und mal wieder viel zu berichten…

Am Sonntag war Zhong Qiu Jie, das chinesische Mondfest, bei dem traditionell die ganze Familie zusammenkommt um gemeinsam zu essen und den Vollmond zu betrachten. Wir verbrachten den Abend bei Mr. Zhao, vormittags gingen wir jedoch zunächst in die Kirche.

Auf dem Weg zur Kirche

Da wir uns nicht ganz sicher waren, wann diese anfing, machten wir uns kurz nach zehn auf den ziemlich steilen Weg zu der christlichen (protestantischen?) Kirche auf dem Berghang, die Julian bereits besucht hatte. Auf dem Platz vor der hübschen kleinen Kirche mit den aufgemalten Backsteinen (eigtl ist sie aus Beton) waren bereits ein paar wenige Leute, die uns bald etwas Tee anboten, aber anscheinend kein chinesisch sprachen (oder zumindest mich nicht verstanden). Im Gebäude war aber noch niemand, daher warteten wir erstmal eine Weile… und dann noch ein wenig… während der Platz langsam voller wurde. Gegen elf war dann Einlass und wir suchten uns ein Plätzchen nicht zu weit vorne (damit die meisten Leute noch was sehen konnten), das wir dann für die nächsten zweieinhalb Stunden nicht verließen.

Das Innere der Kirche – typisch chinesisch, mit bunten Wimpeln, Lampions und dem allgegenwärtigen roten Banner

Bis der Gottesdienst anfing dauerte es noch eine halbe Stunde, in der wir ausgiebigst begutachtet und fotografiert werden konnten, außerdem kamen zwei Seniorschüler aus Puladi zu uns, die einigermaßen Englisch sprachen. Um halb zwölf war es dann so weit und es begann der Teil, in dem wir nichts verstanden. Anfangs wurde viel gesungen, was sehr eindrucksvoll klang, weil die Kirche mittlerweile sehr voll war und alle laut mitsangen. Es folgte eine lange Predigt, dann standen die vordersten drei Reihen auf, allesamt junge Männer und Frauen in traditionellen Lisutrachten, stellten sich vorne hin, tanzten und sangen vor. Später erfuhren wir, dass es sich bei ihnen um Schüler (der Schule? der Kirche?) handelte, die gerade ihren Abschluss gemacht hatten. Anschließend begann eine große Geschenkeverteilung – erst erhielten die ganzen jungen Männer und Frauen jeder einen kleinen Stapel Bücher, dann alle wichtigen Kirchenleute Thermoskannen. Wir schauten etwas verwirrt zu und rutschten auf den harten Holzbänken herum… bis endlich die Abschlussschüler noch einmal etwas vorsangen und dann alle Kirchenbesucher geordnet einen Gänsemarsch durch die vordere Tür nach draußen antraten.

Der Chor

Hier standen die ganzen Kirchenobersten und schüttelten jedem die Hand, danach bekam man von Helfern eine Schüssel mit Reis und Gerichten in die Hand gedrückt. Später unterhielt ich mich noch länger mit einer Frau, die mir einiges über die Kirchenbesucher erzählte, die aus allen möglichen Dörfern der Umgebung kamen und verschiedensten Minderheiten angehörten. Ich versuchte ihr auch etwas über unsere Projekte zu erzählen, bin mir aber nicht sicher, ob sie es verstand.

Nachmittags rief uns Mr. Zhao an und wir gingen zu ihm. Erst gab es Obst, Mondkuchen, Sonnenblumenkerne, etc. und Mr. Zhao zeigte uns das Mondfestprogramm des chinesischen Fernsehens, in dem ein seltsamer chinesischer Superman auftauchte. Später kochten dann Mr. Zhao und seine Freundin sehr lecker und ziemlich scharf für uns. Dann kam noch ein ehemaliger Schüler von Mr. Zhao vorbei, dessen Englisch allerdings nicht besonders gut war. Mit ihm unterhielten wir uns noch ziemlich lange, bis er uns dann gegen elf noch zu der tibetischen Minderheitentanzbar schleppen wollte. Da wir nicht zu oft dort erscheinen wollten, lehnten wir ab, er ließ allerdings nicht locker, bis wir schließlich Mr. Zhao tschüß sagten und einfach nach Hause gingen.

Süßigkeiten die wir zum Mondfest geschenkt bekommen haben

 

Wir waren offensichtlich nicht die Einzigen, die ein paar Tage frei hatten, denn am Montag trafen wir in Gongshan eine unglaubliche Menge an Ausländern – erst eine Gruppe Schweden (die in Shanghai und Beijing wohnen), die mit dem Bergführer Aluo die Bergüberquerung wagen wollten. Wir trafen also auch gleich Aluo und den Fahrer, die bereits von uns gehört hatten und uns einluden, bei Gelegenheit nach Dimaluo zu kommen. Später stießen wir dann noch auf eine Tschechin, die in einem Bus nach Bingzhongluo saß. Sie unterrichtet an einer internationalen Schule in Shanghai und wollte diese Region, u.a. auch das Dulongtal bereisen. Jedenfalls war es auffällig, wie schnell man mit wildfremden Leuten ins Gespräch kommt, nur weil sie genauso aussehen wie man selbst und die gleiche Sprache sprechen…

 

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