… erzählt aus der Sicht von Nadja P. und Helen K.

20.-22.07.2013

Nachdem Nina abgereist war und auch Franzi sich zu einem weiteren Besuch ins Dulontal aufgemacht hat, beschlossen Helen und ich, unseren Masterplan in die Tat umzusetzen!

Seitdem wir gehört/gesehen hatten wie dicht wir tatsächlich an der tibetischen Grenze wohnen (von Bingzhongluo aus sind es vielleicht 30 km), wollten wir mal einen Fuß auf die andere Seite setzten und langsam wurde die Zeit immer knapper, denn die Abreise steht, zumindest für einige von uns, kurz bevor.

Trotz des anhaltenden schlechten Wetters…

Sichtweite am Morgen

unsere Sichtweite am Morgen…

…machten wir uns am 20. Juli auf nach Bingzhongluo, denn um am nächsten Tag möglichst früh aufbrechen zu können wollten wir dort eine Nacht verbringen… was aber im Endeffekt keine gute Idee war, denn was macht man in einem Ort, in dem es nicht viel zu tun gibt? Richtig, man kauft ein! -.- (Wie Helen all ihre Tachten nach D schafft wird das Mysterium von Gongshan werden ;)…)

Da wir keine Ahnung hatten wie wir zur Grenze kommen sollten überlegten wir uns schon alles mögliche und unmögliche – am coolsten wäre natürlich eine Mitfahrgelegenheit auf einem echten Tibetermotorat (mit Wimpeln und lauter Tibetermusik) gewesen, aber leider gestaltete sich die Suche nach einem, der gewillt war uns beide mitzunehmen als recht schwierig…

Also machten wir uns notgedrungen am nächsten Morgen zu Fuß auf den Weg (denn es gab nicht mal Minibusse die bis nach Qiunatong 秋那桶, einem Ort auf halbem Weg zur Grenze, fuhren) – „Und wenn wir die ganze Strecke laufen und dann bei der Grenzstation übernachten müssen, wir gehen heute noch nach Tibet!“

Trotz (oder gerade wegen) diesen wolkenverhangenen Bergen läuft man doch gerne und wenn dann auch noch alles so grün ist...

Trotz (oder gerade wegen?) diesen wolkenverhangenen Bergen läuft man doch gerne und wenn dann auch noch alles so unglaublich grün ist fehlen einem beinahe die Worte…

Glücklicherweise sah das Wetter ein, dass es uns ernst damit war und es nieselte die meiste Zeit nur leicht vor sich hin und so wurden wir kaum nass als keines der, in der ersten Stunde an uns vorbeikommenden, 5 Autos uns mitnehmen wollte. Irgendwo zwischen Bingzhongluo und dem Steintor hielt dann doch mal eines und obwohl es das aussah als könnte es kaum mehr weiterfahren:

Mitfahrgelegenheit Nr.1

Mitfahrgelegenheit Nr.1

nahm es uns mit!… für ganze 500 Meter, denn der Fahrer schaffte es doch tatsächlich die nahezu einzige Abbigung nehmen zu wollen, die überhaupt auf dem ganzen Weg liegt! Also ging es zu Fuß weiter und gerade als es nach 2 Stunden zügigen Marsches (wir wussten ja nicht, ob wir nicht vielleicht die ganze Strecke würden laufen müssen) heftiger anfing zu regnen hielt ein tibetischer Bus neben uns: stilecht mit Aufklebern außen, Gebaumel-Zeugs über der Frontscheibe und tibetischer Musik aus den Lautsprechern. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als er uns tatsächlich mitnahm, obwohl er so schüchtern war, dass er kein einziges Wort herausgebracht hat.

Mitfahrgelegenheit Nr. 2

Mitfahrgelegenheit Nr. 2

 

An der ersten Grenzkontrolle kurz nach Qiunatong erzählten wir noch wahrheitsgemäß, dass wir nur bis zur Grenze wollen um ein paar Fotos zu machen, denn uns fielen keine gescheiten Ausreden ein und tatsächlich kannten sie uns auch, bzw. hatten von den Englischlehrern aus Gongshan gehört. Sie meinten zwar, dass wir eventuell bei der nächsten Kontrolle damit nicht mehr durchkommen würden, aber wir könnten weiter. Unser Fahrer hatte netterweise auf uns gewartet und nahm uns auch weiterhin mit, durch eine Landschaft, die immer einsamer und zerklüfteter wurde:

Waren auf der Karte noch Siedlungen eingezeichnet gewesen, stellten diese sich bald als Häuseransammlungen mit maximal 3 Gebäuden heraus:

…und immer noch ging es weiter. Vorbei an Wasserfällen, die aufgrund der starken Regenfälle überall die Berge herunterflossen (und hier und da auch mal die Straße unter Wasser setzten) und Horden von Ziegen, die herrenlos die Straßen entlangirrten.

Irgendwann hielt unser Fahrer plötzlich an und meinte, dass wir jetzt da seien… „Häh? Jetzt schon? Und wo waren die anderen Grenzkontrollen? Wir sind jetzt wirklich an der Grenze? Oh… Wir sind sogar schon in Tibet?“ „Ja, ja, ja und nochmal ja…“ Es sah nicht aus, als würde noch viel kommen, aber wir wollten lieber nicht riskieren in die nächste Grenzkontrolle zu fahren oder unserem Fahrer Ärger zu machen indem wir ihn baten uns noch ein Stückchen weiter mitzunehmen, außerdem wussten wir nicht wie ‚unsere‘ Grenzpolizisten (die kurz nach Qiunatong) reagiert hätten, wenn wir nicht noch am selben Tag zurückgekehrt wären und so stiegen wir aus…

Da standen wir nun also – mitten im Nirgendwo, hinter uns gleich 4 Schilder die ankündigten, dass man jetzt nach Tibet komme und Ausländer diese Grenze nicht überschreiten dürften, daneben ein hübscher Wasserfall und sonst nichts und niemand weit und breit… Irgendwie fühlten wir uns beinahe um eine richtige Grenze betrogen…^^

Als erstes mussten wir natürlich sofort Fotos machen:

Nadja in Tibet

Nadja in Tibet,..

... und Helen in Tibet :)

… Helen in Tibet und…

... beide in Tibet :)

… beide in Tibet 🙂

… und uns auf dem Schild verewigen:

ein kleines 'Suchbild' ;)

ein kleines ‚Suchbild‘ 😉

Dann wurden tibetische Stein als Mitbringsel eingesammelt und wir machten vor dem Wasserfall sitzend Mittagspause:

Wir konnten einfach nicht fassen, dass das wirklich alles sein sollte, aber so war es. Dahinter kommt für Kilometer erstmal nichts mehr und dann irgendwann das erste tibetische Dorf, aber das war dann auch schon alles. Wir saßen also so da, noch immer über all das hier staunend/grübelnd (bei so scharfen Einreisebedingungen muss es doch auch eine richtige Grenze geben, oder etwa nicht?), als sich plötzlich mit lautem Blöcken eine Ziegenherde bemerkbar machte.

Ohne sich auch nur im gerigsten um die Schilder zu kümmern trotteten sie die Straße entlang, hier und da mal haltend um etwas zu fressen, aber doch sehr zielsicher in Richtung Tibet unterwegs. Fasziniert beobachteten wir, wie eine Ziege nach er anderen ohne Probleme (und ohne Passierschein) die Grenze überschritt und wir dachten uns nur: Ziege müsste man sein, die machen sich keine Gedanken darüber was sie dürfen oder nicht…

... wir wollen auch...

… wir wollen auch…

Kurz nachdem wir diese Szene beobachtet haben beschlossen wir uns dann doch langsam auf den Rückweg zu machen, denn aus dem Plan, zur Not an der Grenze zu übernachten, konnte ja nun nichts mehr werden…^^

Das Wetter wurde immer besser – für 5 Minuten schien sogar mal die Sonne, womit keiner von uns gerechnet hatte, und so habe ich mal wieder einen Sonnenbrand bekommen^^ – die Landschaft war so schön, dass ich alle 2 Meter anhalten musste um ein Foto zu machen und außer ein paar Ziegen trafen wir keine anderen Lebewesen – so dass wir uns schon fragten, ob wir wohl die komplette Strecke zurücklaufen müssten (immerhin waren wir knapp 2 Stunden mit dem Auto unterwegs gewesen). Irgendwann hielt dann doch mal ein Motoradfahrer (einer der wenigen, der alleine unterwegs war, was wirklich eine Seltenheit ist!) und fragte uns wo wir denn hin wollten, und nur zu gerne hätten wir ja gesagt, aber er fuhr leider Richtung Tibet und so haben wir schweren Herzens ablehnen müssen… das wäre der krönende Abschluss gewesen, auf einem Tibetermotorad zurückfahren zu können!

Die 3. Mitfahrgelegenheit... zumindest beinahe... es wäre auch zu schön gewesen ;)

Mitfahrgelegenheit Nr. 3… zumindest beinahe… es wäre auch zu schön gewesen 😉

Wir liefen also weiter und uns überholten 2-3 Autos, die uns jedoch alle nicht mitnehmen wollten… das hatten sie dann davon, denn wir überholten sie fröhlich nach einer Stunde selber wieder: ein Laster hatte einen kleinen Teil der Straße weggebrochen und saß mit einem seiner Hinterräder fest, was bedeutete, dass er erst komplett entladen werden musste um sich befreien zu können und das dauerte natürlich seine Zeit (er hatte die merkwürdigsten Sachen geladen, es sah aus wie Straßenlaternen und Toiletten… O.o…)… Nach 3-4 Stunden holten uns die Autos langsam wieder ein und diesmal wurden wir tatsächlich auch mitgenommen – so hat sich also eigentlich alles perfekt für uns ergeben: wir konnten den schönsten Teil des Weges zu Fuß zurücklegen und dabei die Landschaft genießen:

…und später dann, als der Teil kam, den wir schon kannten, wurden wir gefahren. Alles in allem war es also ein sehr erfolgreicher Ausflug und Abends fielen wir müde, aber glücklich in unsere Betten… 🙂

7 Responses so far.

  1. Robert sagt:

    Also fuer mich war die Aufgabe mit dem Suchbild zu schwer – nix gefunden 🙁

  2. Sandra sagt:

    Toller Bericht! Freu mich auf deine ganzen Fotos 😀

    Ach…und das Suchbild hab ich auch geknackt, hihi. <3

  3. Vera sagt:

    Was ein Abenteuer, sehr cool 🙂

  4. Anna sagt:

    Glückwunsch, dass ihr es tatsächlich doch noch nach Tibet geschafft habt!! 🙂

  5. Mama Vera sagt:

    Ich kann mich allen Vorrednern nur anschließen 🙂 Ganz schön mutig…

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