虎跳峡 Tiger Leaping Gorge

Aus dem „Flachland“…

… ging es dann los in die Berge:

Von Sophia fuhren wir einige Tage später über Yongsheng 永胜 in Richtung Shangri-la 香格里拉, stiegen jedoch bereits in Qiaotou 桥头 aus. Dieser wirklich kleine Ort hat eigentlich nicht viel zu bieten, wäre hier nicht der Beginn einer Wanderroute, die direkt zur Tiger Leaping Gorge (Tigersprungschlucht – 虎跳峡) führt und diese wollten wir uns keinesfalls entgehen lassen.

Wir kamen also gegen Abend in Qiaotou an und quartierten uns zunächst in Jane’s Youth hostel ein. Das hostel servierte erstaunlich gute Spaghetti Bolognese und beherbergte neben einer Waschmaschine, die wir natürlich prompt nutzen mussten (wann haben wir sonst schon mal die Chance unsere Wäsche so tiefengereinigt zu bekommen), auch eine der größten Katzen, die ich je gesehen habe – sie hat nicht einmal komplett auf einen Schoß gepasst, trotzdem hat sie es immer wieder versucht, denn im Streicheleinheiten verlangen war sie ein Profi.

Also haben wir sie ihr gegeben und währenddessen hat Nadja weiter William Goldmans „Die Brautprinzessin“ vorgelesen (Anm. an alle die dieses Buch noch nicht gelesen haben: Dieses Buch ist SEHR zu empfehlen ;)…) – bis Helen mal wieder mitten drin eingeschlafen ist. Daraufhin beschlossen wir lieber auch schlafen zu gehen, denn wir wollten am nächsten Tag spätestens um 9 Uhr loswandern. Plötzlich kam jedoch Franzi vom Zähneputzen hereingestürmt und erklärte, dass sie eben die beiden Chinesen getroffen habe, deren Bekanntschaft Nina und sie in Dimaluo gemacht hatten.

Alfonso und sein Freund waren gerade angekommen und wollten ebenfalls am nächsten Tag die Wanderung machen und so beschlossen wir zusammen loszulaufen. Auch ein Koreaner, der hier in China Chinesisch studiert, schloss sich unserer inzwischen doch recht großen Gruppe an und so brachen wir zwar nicht wie geplant um 9 Uhr, dafür aber in unterhaltsamer Gesellschaft gegen 10 Uhr endlich auf.

Der Großteil der Gruppe vor strahlendem Sonnenschein 🙂

Anfangs war die Strecke noch nicht ganz so spektakulär, wie wir es uns von der Beschreibung im Lonely Planet her erhofft hatten…

…aber schon bald wurden die Berge ziemlich überwältigend – eine der Bergketten haben wir die „Toblerone-Berge“ getauft, weil sie uns irgendwie an die Schokolade erinnert haben – überhaupt drehen sich viele unserer Gedanken hier in China um Essen (vor allem während dem Essen)… -.-

Die „Toblerone-Berge“

Der Weg hielt was er versprach: bereits nach kurzer Zeit ging es aufwärts und noch weiter aufwärts – nicht umsonst nannte sich dieser Teil der Strecke „die 28 Biegungen“ (wobei wir nicht genau sagen können woher die 28 kommt^^) – wie es die beiden Chinesen und der Koreaner mit ihren großen Rucksäcken durchgehalten haben frage ich mich bis heute… Wir haben wohlweislich den Großteil unseres Gepäcks bei Jane’s gelassen und sind nur mit dem Nötigsten losgewandert.

Unterwegs wurden wir nicht nur von „Aasgeiern“ verfolgt – sie wurden von uns so getauft, weil sie stets auf ihren Pfeseln hinter einem herritten und nur darauf warteten, dass man zusammenbricht oder sie zumindest das Gepäck tragen lässt (aber das hat natürlich der Stolz nicht zugelassen^^)…

man traf auch immer wieder die gleichen Leute, denn irgendwie wollen ja alle in die gleiche Richtung (wieso bloß?^^). Unter anderem war da ein Deutsch sprechender chinesischer Rechtsanwalt und eine Gruppe Iren, die in Peking Englisch unterrichten. Sowieso gibt es hier kaum mehr als 3 Kategorien ausländischer Touristen: 1) die, die hier Englischlehrer sind, 2) die, die Chinesisch lernen und 3) die Barbesitzer.

Doch recht müde, weil es den ganzen Tag über ziemlich heiß und somit doch etwas anstrengender war, kamen wir endlich gegen Abend im Halfway Hostel an und unsere einzigen Gedanken galten eigentlich nur 2-3 Dingen: Essen, (Dusche) und Bett. Die erste Hürde überwanden wir, als wir einige der letzten freien Betten ergattern konnten und froh nicht nach etwas anderem suchen zu müssen widmeten wir uns unserem zweiten Ziel, dem Essen. Den gleichen Gedanken hatten jedoch scheinbar alle andern Gäste auch, denn der Raum füllte sich ziemlich schnell und so kam es, dass wir vier, als eine Gruppe Amerikaner einen freien Tisch suchte, zusammenrückten und ihnen anboten sich zu uns zu setzen. Damit ging der restliche Plan für den Abend den Bach runter…^^

Ich hätte ja nicht geglaubt, dass es passieren kann, dass jemand beim Essen lauter ist als die Chinesen, aber diese Gruppe hat es geschafft und wir waren so laut, dass selbst die Chinesen im Raum immer mal wieder verdutzt zu uns herübergeschaut haben und man uns selbst ein Stockwerk tiefer noch immer verstehen konnte. Das Ganze entwickelte sich also zu einem sehr unterhaltsamen Abend, an dem ein Witz und eine lustige Begebenheit nacheinander erzählt wurden. Das Beste daran war, dass uns vieles davon so bekannt vorkam, zum Beispiel die Fragen, die man von Chinesen stets als erstes gestellt bekommt:

– Was arbeitest du? und wie viel verdienst du?

– Wie alt bist du?

– Hast du einen Freund/eine Freundin?

– Ist dein Haar echt? und darf ich es mal anfassen? (vor allem bei Aaron, einem Afroamerikaner, und bei Helen und Franzi mit ihren blonden Locken ist das eine sehr beliebte Frage^^)

– Wie lange bleibt du? willst du nicht für immer bleiben?

Die acht sind Peace Corps Freiwillige und unterrichten ebenfalls Englisch in verschiedenen Städten in ganz China – sie waren alle ziemlich nett und unterhaltsam (even you Jason ;)…) und das Praktischste daran ist, jetzt kennen wir ganz viele Leute an ganz vielen Orten, wenn wir also irgendwo hinreisen wollen… 🙂

In der Nacht haben wir dann noch zusammen Sterne angeschaut und ihnen ein klein wenig tibetische Tänze gezeigt bevor der Wunsch nach unserem Bett dann doch zu übermächtig wurde. Nach einem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen, bei dem Aaron Nadja eingeladen hat, weil sie in der Nacht zuvor unseren Honig verschenkt hat, verabschiedeten wir uns, da sie in die entgegengesetzte Richtung weiter wollten.

Weit war es nicht mehr bis zum Tiger-Sprung-Stein 虎跳石, aber dieser Teil der Wanderung war noch schöner als am Tag zuvor. Wir kamen an einem ziemlich hohen Wasserfall vorbei:

… und begannen dann unseren Abstieg in die Schlucht. Mit gelegentlichen Verkaufständen um den müden Wanderer mit dem „Nötigsten“ (man beachte den Pfeil) zu versorgen:

… ging es Stufe um Stufe, Stufe um Stufe immer weiter hinunter, bis wir endlich am Grund angekommen waren und dort von dicht an der eigenen Nase vorbeidonnernden Wassermassen begrüßt wurden:

Am Grunde der Schlucht… zum Größenvergleich: da hinten steht jemand^^

Das war schon eine ziemlich gewaltige Macht vor der wir da standen/saßen und wir waren begeistert! 🙂

An den Aufstieg wollten wir lieber gar nicht erst denken, aber irgendwann musste es dann doch sein und den Rat der Amerikaner befolgend stiegen wir die „Himmelsleiter“ hinauf. Das ist die alternative Route, eine Leiter, die senkrecht am Berg hängt und die man dann (ungesichert) hinaufklettert… Der Ausblick war ebenfalls ziemlich genial. 🙂

Oben angekommen erwischten wir gerade so noch vier Plätze in einem Bus nach Qiaotou in dem wir prompt eine Deutsche trafen, die auch noch aus den Kategorien herausfiel: Sie war keine Englischlehrerin, sondern macht eine Art Praktikum hier in China.

Daran merkt man, dass wir hier doch wirklich am hintersten Ende von China wohnen, hierher verirren sich einfach nicht so viele Touristen und jedes Mal, wenn wir einen sehen, fangen wir schon genauso an zu starren wie die Chinesen und denken uns „zu kurze Hose… und auch noch schulterfreies Hemd… die ist ja beinahe nackt Oo“…^^

Nachdem wir unsere Sachen bei Jane’s abgeholt haben und den Amerikanern, die gerade dort angekommen waren, noch ein letztes Mal zugewinkt haben, erwischten wir ziemlich bald darauf einen Bus und machten uns auf zum nächsten Ziel unserer Reise: Shangri-la!

 

Und hier noch ein paar weitere Eindrücke:

Die Berge sehen beinahe aus wie ein Gemälde… und NEIN!, wir haben uns nicht reingephotoshopt

„Verfolgt ihr mich (unseren Blog) etwa?“

 

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