Von Wölfen und Giraffen

So, 17. März – Do, 21. März

Dass die Kommunikation hier in China schwierig werden würde, war uns allen schon vor der Abreise klar: Erst musste man ja Chinesisch lernen, dann noch den Dialekt verstehen (oder wahlweise das Englisch der hiesigen Englischlehrer), manche Leute sprechen nur Lisu… Was wir erst hier feststellten, war, dass auch die Kommunikation innerhalb der Freiwilligengruppe ein Problem darstellen könnte. Da gab es Meinungsverschiedenheiten, Informationen wurden nicht schnell genug weitergeleitet, manche fühlten sich schlecht behandelt, der Umgangston litt – lauter kleine und ganz normale Sachen, die in summa aber sehr schnell die Stimmung in einer Gruppe vermiesen können. Was macht ein Freiwilliger, der ein Problem erkennt? Er tut etwas dagegen! In diesem Fall übernahm Helen diese Aufgabe und organisierte am Sonntag für uns einen Workshop zur „wertschätzenden Kommunikation“. Hier lernten wir, dass wir nicht die aggressive „Wolfssprache“ verwenden sollten, sondern stattdessen „Giraffensprache“ (das sind Fachbegriffe!). Wie sprechen Giraffen? Sie achten das Selbstwertgefühl des anderen, hören aktiv zu und geben positives Feedback mittels Ich-Botschaften (Nicht „Immer machst du…!!“ lieber „Ich habe wahrgenommen, dass..“). Das mag jetzt alles etwas seltsam klingen, war aber mit den entsprechenden Übungen sehr interessant und lustig. So durften wir z.B. das komplizierteste chinesische Zeichen malen (das allerdings ein künstliches Zeichen war), uns gegenseitig ein Erlebnis erzählen, einen Text lesen mit lauter Sätzen wie „Durch das Buschfeuer steuerte kein Buschauffeur den Wagen“ und uns blind durch ein Menschenlabyrinth führen lassen.Uns allen hat der Workshop viel Spaß gemacht, nochmals danke an Helen und an ihre Mutter, die ihr die ganzen Übungen gegeben hat!

Der Walk of Angels

Der Walk of Angels – eine Kommunikationsübung

Menschenlabyrinth

„Vorwärts, vorwärts… – Stop!“ Nadja lotst Tom durch das Labyrinth

Nachmittags durften wir gleich das Erlernte testen, als es um das Ausdiskutieren gruppeninterner Probleme ging… Da merkte man, dass noch Übungsbedarf bestand, aber der Grundstein war mit dem Workshop gelegt.

In den nächsten Tagen ging es dann u.a um das Aufschreiben und Vorstellen eines Plans für die verbliebenen fünf Monate und um das Entwerfen hypothetischer „Social-Business- „Großprojekte, z.B. Tourismus in der Region etablieren oder Lisutaschen nach Deutschland exportieren. Außerdem fingen wir an, einen Film über das Aufstellen von Kleidercontainern zu drehen, mit dem wir diese Idee in China verbreiten wollen. Am Dienstag gingen wir Wandern, was als Group-building-Event im Programm stand. Das Wandern machte Spaß, viel mehr zum Group-building trug jedoch das gemeinsame Kleidersortieren am Abend bei, bei dem wir etwa die Hälfte des vollgestopften Kleiderraums in Kisten sortieren konnten.

Kleidersortieren auf dem Schulhof

Kleidersortieren auf dem Schulhof

Nach diesem Tag waren wir ziemlich geschafft, für Mahjongglernen von Caro reichte die Energie aber noch. Dazu muss man vll sagen, dass hier alle Leute in ihrer Freizeit Mahjongg spielen, in unserem Haus ist das Klackern der Steine das typische Wochendendgeräusch. Meist spielt man um Geld und verliert an einem Abend auch mal fünfstellige Yuanbeträge, an sich ist das Spiel jedoch sehr witzig. Am ehesten kann man es wohl mit Rommé vergleichen.

Der letzte Tag verging wie im Flug und schon war der letzte Abend gekommen, den wir an einem gemütlichen Lagerfeuer am Nujiangstrand verbrachten. Gegen zwei Uhr nachts kletterten wir dann über das Schultor und fielen in die Betten.

Unser Lagerfeuer

Unser Lagerfeuer am Strand

Viel Schlaf war uns jedoch nicht vergönnt, denn am Donnerstag hieß es früh aufstehen, um die Kleiderkisten und -säcke zu sammeln, die wir mit in unsere Städte nehmen wollten. Wir wollten zweiundzwanzig Säcke mit nach Gongshan nehmen und teilten uns für die Rückfahrt extra in zwei Gruppen auf. Zum Glück waren die Busfahrer kooperativ, halfen uns, alles im Bus zu verstauen und verlangten auch kein zusätzliches Transportgeld (jedenfalls, nachdem wir ihnen erzählt hatten, zu welchem Zweck wir die Schlepperei veranstalteten). Der Bus mit Franzi und mir fuhr vierzig Minuten nach Nadjas und Helens, irgendwann vor Fugong überholten wir sie aber. Ihr Bus hatte mal wieder darauf warten müssen, dass die Straße fertig geteert wurde… Also konnten wir gemeinsam in Fugong zu Mittag essen und kamen dann auch kurz hintereinander in Gongshan an. Nun hieß es noch alles in zwei Taxen stopfen, in unsere Wohnung schleppen und dann noch etwas aufräumen, denn wir erwarteten ja Besuch!

 

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