Ein Jahr in Gongshan

Mo, 10.12. – Sport – 运动 – unter diesem Motto stand vieles letzte Woche. Nachdem wir schon vor einer Weile kurzerhand eine Weitsprunggrube in unseren Schulhof gemauert bekommen hatten (dazu wurde der Beton aufgerissen – die Schüler waren begeistert!) wurden am Dienstag Vormittag die letzten Vorbereitungen getroffen: Während einige Klassen noch ihre Choreographie für den Tanz-/Gymnastikwettbewerb probten, malte ein Sportlehrer umringt von einer Traube neugieriger Schüler mit roter Farbe die Start- und Ziellinien für die Läufe auf.

Neugierige Schüler umringen den Sportlehrer

Am Mittwochmorgen ging es dann los! Pünktlich um acht fanden auch wir uns auf dem Schulhof ein und stellten uns in die Reihe der Lehrer. Die Schüler standen auch bereits ordentlich da, allesamt herausgeputzt für die Eröffnungsfeier: Manche Klassen trugen Minderheitentrachten, die anderen neue saubere Schuluniformen, in den Händen hielten sie Stöcke, Luftballons oder Plastikblumen und einige trugen auf dem Kopf Blumenkränze, Minderheitenkopfschmuck oder seltsame Luftballongebilde. Dann erklang Marschmusik und los ging es: Eine Abordnung von Schülern marschierte mit einer großen Chinaflagge, einem Schild, auf dem „Winter-Sportfest (nicht Wintersport-fest!^^) der Shen Ding Min Zu Wan Xiao“ stand und einem Bataillon bunter Flaggen voraus, dahinter kamen wir Lehrer, dann die Klassen eine nach der anderen. Bis alle eine Runde über den Platz gedreht und sich an ihrer neuen Position aufgebaut hatten, dauerte es eine ganze Weile… Anschließend wurde die große Flagge zum Fahnenmast getragen und zur Nationalhymne gehisst. Dann eröffnete der Schulleiter die Spiele!

Die Eröffnungsfeier – alle Schüler in Reih und Glied

Als erstes, für den Mittwochmorgen, stand der Tanz- /Gymnastikwettbewerb auf dem Programm. Wir hatten nichts Besonderes zu tun, konnten also in Ruhe zusehen, genießen und Fotos machen 😉 Zunächst kamen die Klassen, die eine Gymnastikchoreo einstudiert hatten (alle die selbe). Die konzentrierten Gesichter der Erst- und Zweitklässler waren zu niedlich! Neben ihnen traten auch noch einige vierte und fünfte Klassen auf. Eine davon brachte etwas Abwechslung hinein, indem sie ihren Auftritt mit  „Gangnam Style“ eröffnete.

Und „eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht!!“

Gangnam-Style! 😉

Nach der Gymnastik kam der Tanz und nun wurde es richtig interessant: Da waren Tänze der Lisu, Pumi, Bai, Zang (Tibeter), Dulong und vieles mehr zu sehen, außerdem trugen die Schüler alle die jeweils passenden Trachten. Bei jeder Klasse tanzte der Klassenlehrer und noch ein weiterer Lehrer mit, auch unser Schulleiter hatte sich ein Lisuhemd übergezogen und tanzte mit einer meiner sechsten Klassen (六（5）). Am besten waren aber unser stellvertretender Schulleiter Mr. Kang und einer der Sportlehrer, die die 六（4）anführten, ihrem Auftritt ist es wohl zu verdanken, dass diese Klasse den Wettbewerb gewann. Ich hätte bei so vielen süßen Kindern in Minderheitentrachten, die alle so schön tanzten, wirklich nicht gewusst, wie ich meine Punktzahlen (mit drei Nachkommastellen!) vergeben sollte! Aber seht selbst:

Die Viertklässler in ihren Kostümen

Auch unser Schulleiter tanzte mit

Mr. Kang (links) und der Sportlehrer sorgten für Lacher

Nadjas Lieblingsschülerin Ma Hong Mei in tibetischer Tracht

Ist sie nicht süß? 🙂

Nachmittags begannen dann die Einzeldisziplinen und das ging dann den ganzen Donnerstag und bis Freitag um drei Uhr nachmittags weiter: Weitsprung, Hochsprung, aus dem Stand springen, Seilspringen, Weitwurf, die Läufe (30m, 50m, 400m und 800m) und Dehnen (!). Zwischendurch gab es noch Gruppenwettbewerbe: Seilspringen mit einem langen Seil und acht Leuten in der Mitte (!), Staffellauf und Tauziehen. Wir waren immer dabei, bei den 400m und 800m Wettbewerben passten wir auf, dass keine kleinen Schüler in die Bahn liefen (dafür standen wir den ganzen Donnerstagvormittag in der Kälte!), ansonsten machten wir Fotos, unterhielten uns mit Schülern oder Lehrern, beschäftigten die Erstklässler (Mann, war das anstrengend! 😉 ) oder meine süßen Drittklässler und feuerten natürlich immer unsere Klassen an. 加油！加油！ („Jiayou! Jiayou!“)

Weitwurf oder Kugelstoßen.. die Kugeln wurden davor nass gemacht, damit man den Auftreffort sehen konnte.

Auch unsere Englishcorner am Samstag stand ganz im Zeichen des Sports: der Olympischen Spiele nämlich. Es waren erneut nur etwa zwanzig Leute gekommen, aber die anderthalb Stunden waren sehr lustig und vergingen wie im Fluge! Erst sahen wir uns ein Video zu den diesjährigen Sommerspielen,“Best of London 2012″, an, dann sammelten wir alle darin vorkommenden Sportarten an der Tafel. Einige davon besprachen wir nochmal extra, übten die Wörter dafür und dann veranstalteten wir unsere eigenen Spiele: Jeweils eine Zweier- oder Dreiergruppe Schüler zog einen Zettel mit einer Sportart und sollte sich überlegen, wie sie diese am besten darstellen könnte. Ich sprintete noch schnell in unsere Wohnung um Medaillen zu holen, dann übten Franzi und ich unseren Boxkampf und es konnte losgehen! Nadja und Helen machten den Anfang mit „weightlifting“ was schonmal für Gelächter sorgte, dann folgten die Gruppen nacheinander, am Ende schlug Franzi mich k.o. Dann stimmten wir über die Sieger ab (wobei wir Lehrer uns ausnahmen^^) und kürten die Sieger, während als Hymne „We are the champions“ lief. Als Medaillen verwendeten wir Schokomünzen: 50ct als Gold, 2€ als Silber und 10ct als Bronze. Als nächstes sangen wir die Hymne, „We are the champions“, wiederholten noch einmal die neuen Wörter, und ehe wir es uns versahen, war es halb acht und Zeit zu gehen. Wir gingen in unsere Wohnung, etwas essen und dann in die Tibeterbar, um meinen Geburtstag zu feiern 🙂