Heiligabend mal anders

Dienstag, 25. Dezember – Keine weisse Weihnacht in Dali – in diesem Punkt hatte ich mich gruendlich geirrt!! Aber fangen wir von vorne an, um dieses seltsamste (aber lustige!) Weihnachten, dass wir je erlebt haben, zu beschreiben. Den Tag selbst verbrachten Nadja und ich in Dalis Altstadt, auf der Suche nach den Teilen der Stadt, die uns nichts verkaufen wollten und nicht so ueberlaufen waren. Tatsaechlich wurden wir fuendig: Auf dem Rest Stadtmauer von Dali, im Dali Museum, bei der katholischen Kirche (sehr interessant, die Mischung aus (chinesischer) Bai-Architektur und Kreuz oben drauf, im Park (mit leckeren Klebreisbaellchen und Minimangos) und im lokalen Markt, auf dem endlich der Grossteil der Menschen Einheimische waren.

Auf dem Rueckweg zum Hostel meinte Nadja auf einmal: „Schau mal, die Gruppe da vorne sieht aus wie unsere!“ Es war unsere und sie waren auf dem Weg zur Kirche, also schloss ich mich gleich an. Wir gingen in die katholische Kirche, die wir mittags bereits bestaunt hatten. Um fuenf Uhr begann der Gottesdienst, der im Wesentlichen so ablief wie die bei uns in Gongshan. Unterschiede waren, dass die Auslaender extra willkommen geheissen wurden, dass der ganze Gottesdienst auf chinesisch gehalten wurde (weshalb ich die Predigt ausnahmsweise mal einigermassen verstand) und dass Kommunion gehalten wurde (in Gongshan gibt es keinen Priester, daher faellt der Teil weg). Am Ende des Gottesdiensts lud der Priester alle zum gemeinsamen Essen und anschliessendem Programm ein, wir hatten aber andere Plaene fuer den Abend.

Zunaechst stand das Weihnachtsessen auf dem Plan: Schwedisches Barbecue im Hostel. Da gab es alles Moegliche: Salate, Pommes, geroestete Fladenbrote, Kaese (!), verschiedenstes gegrilltes Gemuese, Tofu und fuer die Nicht-Vegetarier Fleischbaellchen, Rouladen, … … Als Nachtisch gab es Christmas-Panacotta und sehr leckeren Christmas-Wine, der etwas nach Apfelmus mit Zimt schmeckte. Dann ging’s ans Wichteln und Geschenke verteilen: ich bekam u.a. eine Jadeoyle 😉 und einen suessen Anhaenger fuer meine Tasche, ausserdem wirds in Gongshan jetzt sportlich dank eines Badmintonsets, dass die Maedels mir schenkten 🙂 Waehrend die Angestellten nun begannen, Gangnamstyle zu tanzen, machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Vorsorglich hatten wir unsere schoensten Kleider zuhausegelassen, denn die anderen Reisenden hatten uns bereits etwas auf das vorbereitet, was nun kam: eine gigantische Kunstschneeschlacht. Bereits auf dem Weg in die Stadt kamen uns einige Leute mit Spruehdosen entgegen, aus denen weisser, blauer oder pinker Kunstschnee kam (der ziemlich chemisch roch). Zur Verteidigung deckten wir uns auch ein und stuerzten uns ins Getuemmel. Es war… seltsam. In einer Mischung aus Spass und Aggression zogen die Gruppen durch die Strasse und spruehten alle, vorzugsweise aber Auslaender mit dem Schnee ein, und zwar ueber und ueber. Wir spruehten mehr oder weniger eifrig zurueck oder hielten uns im Hintergrund, es gab jedoch keinen, der nicht seine ordentliche Portion nach Rasierschaum riechenden Kunstschnee auf der Kleidung und in den Haaren hatte. Der Schnee loeste sich zwar auf, roch jedoch ziemlich chemisch.. Weniger lustig war es, ihn in Mund, Ohren oder Augen zu bekommen, was aber durchaus passierte, wenn eine Horde Chinesen einen festhielt und von allen Seiten einspruehte (ein paar von uns ereilte dieses Schicksal, es verletzte sich jedoch niemand).

Weiße Weihnacht!

Weiße Weihnacht auf chinesisch!

Als wir schliesslich den Rueckzug antraten, waren wir uns einig: Das war die seltsamste weisse Weihnacht, die wir je erlebt hatten! Und eigentlich war es ja ganz lustig… Erstmal duschten wir jedoch alle ausgiebig, um den Schaum oder seine Ueberreste aus den Haaren zu bekommen, dann setzten sich ein paar von uns noch in einen Gemeinschaftsraum, spielten Wu Zi Qi (Fuenf gewinnt!), redeten und sangen Weihnachtslieder, bis der Nachtwaechter schlafen wollte.

Heute morgen war eigentlich Ausschlafen geplant, ich wachte jedoch schon relativ frueh auf und ging mit Helen und Fabia in die Stadt, wo wir Kartoffeltaschen und Baozi fruehstueckten und die morgendliche Ruhe genossen. Spaeter fuhren wir dann nach Xiaguan (Neu-Dali) und schlenderten durch die Geschaefte dort, kauften das ein oder andere und landeten schliesslich im „Pineapple Cake Cultural Center“, in dem es herrlichen Schokokuchen gab. Vorhin waren wir dann noch in der Altstadt, einen Schal kaufen, Jiaozi essen und auf dem Turm in der Mitte, von dem aus man einen schoenen Blick auf die Stadt hat, und in dem man sehr gemuetlich sitzen kann. Unterdessen ging das Schneegespruehe schon wieder los, wahrscheinlich mussten die Reste von gestern verpulvert werden. Dass wir es trotzdem einigermassen unbeschadet zurueck ins Hostel schafften, verdankten wir nur „Laden-Hopping“ (von Ladeneingang zu Ladeneingang laufen und dabei die grossen Gruppen vermeiden) und der Benutzung von dunklen Seitengassen und Schleichwegen. Einmal Schneeschlacht ist genug, jetzt darf es wieder Fruehling werden! 🙂

Frühlingsstimmung

Sonne genießen mit Christoph und Caro

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