Ein Jahr in Gongshan

So, 31. März – Frohe Ostergrüße aus dem verregneten Gongshan in alle Welt! 🙂 Um mitzuerleben, wie hier Ostern gefeiert wird, waren wir (Franzi, Xiyu und ich) heute in der katholischen Kirche. Die fing recht normal an, nur dass alle Heiligenstatuen und -bilder mit violetten Tüchern verhängt waren. Irgendwann während eines Liedes krachte es auf einmal ganz furchtbar draußen vor der Kirche – vor einem halben Jahr wären wir wohl unter den Kirchenbänken in Deckung gegangen, mittlerweile sind wir die chinesische Vorliebe für ohrenbetäubende Böller aber einigermaßen gewöhnt^^ Nun begannen Gemeindemitglieder, die Tücher abzuhängen und Blumen aufzustellen, zuletzt wurden noch die Kronleuchter und eine bunt blinkende Lichterkette angeworfen – schon erstrahlte die Kirche in vollem Glanze. Der restliche Gottesdienst verlief nicht erkennbar anders als sonst (große Teile sind nicht auf chinesisch, sondern auf Lisu oder tibetisch, sodass wir das nicht ganz exakt beurteilen können). Beim Hinausgehen nach dem Ende der Messe fiel mir eine großgewachsene junge Frau mit dunkler Haut und lockigen schwarzen Haaren auf, die sich kurz darauf als eine Französin namens Sandra herausstellte. Sie kennt Bruno und Alexis von Enfants du Mekong und ist hier, um in den Bergen hinter Dimauo Käse herzustellen. Käse?! Ja, Käse! Eine Art Bergkäse genauer gesagt, sobald er fertig ist, dürfen wir probieren 😉 Im Moment wohnt Sandra bei der katholischen Kirche in Gongshan, demnächst wird sie aber nach Dimaluo übersiedeln und höchstwahrscheinlich am Sonntag bei unserer Kleiderverteilung auch noch da sein.

Während wir uns unterhielten, kamen das Essen, leckerer Maiseintopf, und das Trinken, widerlicher Hühnerschnaps. Nach dem Essen ging ich zurück zur Schule, denn ich habe ja seit diesem Halbjahr auch sonntags Unterricht (alle zwei Wochen). Da es Ostern war, bekamen die Drittklässler, nachdem sie brav „black“, „orange“, „brown“ und „white“ gelernt hatten, jeder ein kleines Schokoosterei. Nachmittags kamen dann zwei von ihnen zu uns in die Wohnung und halfen uns beim Eierbemalen – sie sind wirklich unglaublich süß!