Die Liukuler kommen!!

Mo, 08.10.2012 – Wegen des Mondfests und des chinesischen Nationalfeiertags hatten wir eine Woche Schulferien – Nadja und ich bis gestern. Nach unseren beiden Ausflügen und fleißigem Berichteschreiben bekamen wir dann Besuch aus Liuku: Am Dienstagabend holten wir die unübersehbare Europäergruppe bestehend aus Domi, Ribana, Luca, Madita, Nina Z. und Momme beim Busbahnhof ab. Erstmal ging’s esssen: mit großem Eifer fielen die ausgehungerten Liukuler über die Gerichte und den Reis her, bis der Restaurantbesitzer schließlich zum Nachbarrestaurant lief, um noch Reis nachzuholen… daher bekamen unsere Gäste gleich den liebevollen Spitznamen „Heuschrecken“ verpasst 😀 Dann liefen wir zu unserer Wohnung, wo wir es uns auf dem Sofa und einer Bettdecke gemütlich machten – gut, dass wir so viel Platz haben! Natürlich gabs eine Menge zu erzählen und so wurde es trotz Müdigkeit aufseiten unserer Gäste ziemlich spät, bis wir alle unsere Schlafgelegenheiten aufsuchten.

 

Die leeren Teller und Ribanas (Mitte) Blick sagen alles… 😀

Am nächsten Tag erfuhr dann die Baozifrau, dass wir viele Gäste hatten – als wir zu dritt hinliefen und dreißig Baozi haben wollten und dabei den Bestand an Terrorbaozi (mit rotem Zucker, tropfen gerne heimtückisch alles voll) leerkauften. Oder fragte sie sich nur, wie lange Domi wohl nichts gegessen hatte? 😉

Gongshan zeigte sich nicht gerade von seiner besten Seite – es regnete die ganze Zeit – trotzdem brachen wir nach dem Frühstück auf in die Stadt, wo wir uns dann teilten: Domi, Ribana, Nadja und ich trafen uns mit zwei Schülerinnen von Domi, die in Gongshan wohnen, und mit denen wir dann tibetisch essen gingen (siehe Chinesisches Essen – von Hühnerköpfen und Flussschnecken). Die anderen liefen zur Strandpromenade, wo sie einen ziemlich interessanten Amerikaner trafen – dazu später mehr. Nachmittags machten wir dann Pommes für alle und ließen die beiden chinesischen Schülerinnen Lakritz und Brause probieren (beides nicht so ihr Ding^^) Und mit dem Abend kam dann auch die Werwolfzeit… und Helens 20. Geburtstag!! zu dem sie unter anderem einen selbstgezüchteten Gurkenkaktus bekam 😉 Leider erfüllte sich „Heute kann es stürmen, regnen oder schnein“ (jedenfalls der mittlere Teil), also unternahmen wir nicht wie geplant einen Ausflug nach Dimaluo sondern gingen nachmittags etwas an den Strand und abends dann größer essen.

Mit Domis Schülerinnen im tibetischen Restaurant

Mit Domis Schülerinnen im tibetischen Restaurant

Am Strand von Gongshan

Am Strand von Gongshan – leider bei Regen

Wem dieser Helm wohl mal gehört hat?

Wem dieser Helm wohl mal gehört hat?

生日快乐, Helen!!

生日快乐, Helen!! Oder auch: „Alles Gurke!“ Und nein, wir sehen gar nicht fertig aus…

Freitags regnete es dann endlich nicht schon morgens in Strömen, sodass wir die Liukuler nach Bingzhongluo schicken konnten… mit einem etwas dubiosen Fahrer, der versprach, sie an der Eintrittskasse vorbeizuschmuggeln. Das schaffte er auch und zeigte ihnen alles Wichtige, sodass sie einen sehr schönen Tag verbrachten. Wir waren derweil fleißig – ich schaffte es zum ersten Mal, in den Buchladen zu kommen, und kaufte mir eine Kinderversion von 西游记, der „Reise in den Westen“. Nachmittags half ich dann Franzi, ihre Siebtklässler zu bändigen – sie und Helen hatten nämlich schon wieder Unterricht. Dann gingen wir joggen – Franzi jedenfalls, ich entdeckte nach der ersten Runde den Amerikaner, Pete Winn, in einem Pavillon an der Strandpromenade und gesellte mich zu ihm. Er ist Geologe und hat früher im Auftrag der chinesischen Regierung die Flüsse Westchinas mit dem Kayak abgefahren und erforscht. Mittlerweile ist er pensioniert und möchte sich in China niederlassen, entweder in Dali oder bei seinem Sohn in Gongshan. Dieser folgt den Fußstapfen seines Vaters und arbeitet auch daran, einen Wildwasserraftingtourismus in der Gegend aufzubauen – schon zweimal hat er Schüler einer amerikanischen Kayak-Highschool mit nach Gongshan gebracht. Mr. Winn hatte zwei DVDs für uns dabei mit einem von ihm produzierten Film, in dem es um seine Arbeit, die Erforschung der Flüsse Westchinas, geht. Wir verabredeten uns für abends mit ihm, und so kam er dann in unsere Wohnung und wir sahen uns gemeinsam den Film an und konnten ihn außerdem noch mit Fragen zu verschiedenen Steinen und den Plänen der Regierung, entlang des Nujiangs sieben Dämme zu bauen, löchern. Während er hier ist, möchte er gerne von einem Englischlehrer der Yi Zhong Chinesisch lernen, daher werden Franzi und Helen ihn wohl Mr. Viktor vorstellen (dem Head of English Department). Außerdem will er uns seinem Sohn vorstellen, der die Hälfte des Jahres mit seiner chinesischen Freundin in Gongshan lebt und mit dem Tourismusminister befreundet ist.

Am Samstagmorgen verließen uns Luca, Madita, Nina und Momme dann schon wieder in Richtung Liuku, dafür kamen Marlena und Elena aus Fugong, mit denen wir abends in der Minderheitentanzbar Helens Geburtstag noch einmal nachfeierten.

Dabei machten wir erneut interessante Bekanntschaften: Als wir Kekse mampfend vor dem Supermarkt standen, sprachen uns auf einmal ein paar Chinesen an, von denen einer ganz gut Englisch sprach. Wir erzählten ihnen etwas von unserer Arbeit hier und sie berichteten, dass sie aus Beijing kamen und am folgenden Tag nach Tibet fahren wollten. Zunächst hielten wir sie für ganz normale Touristen, dann stellte sich jedoch heraus, dass sie einen „Director“ begleiteten, der für CCTV (das chinesische Staatsfernsehen) einen Film über die Minderheiten dreht. Als wir von unseren Projekten erzählten, zeigten sie auch sofort Interesse und so tauschten wir Handy- und QQ-Nummern. Anschließend kamen sie für eine Weile mit uns in die Minderheitentanzbar, wo wir einen sehr lustigen Abend verbrachten, mit viel tanzen, einigem Bier und einer höchst anhänglichen Chinesin (armer Domi!). Auch mit den Tänzern unterhielten wir uns ein bisschen und Helen hat jetzt die Nummer von einem, den sie für ihr Theaterprojekt (eine multikulturelle Tanz- und Theateraufführung in Gongshan) casten will… 😉

Es tut uns übrigens sehr Leid, dass ihr so lange nichts von uns gehört habt… das lag zum einen daran, dass wir ja Besuch und daher nicht so viel Zeit hatten, außerdem fiel am Wochenende unser Internet aus, berappelte sich aber zum Glück rechtzeitig zum Gruppenleiterskypen gestern wieder. Dafür gibts jetzt also viel zu lesen! Viel Spaß 😉

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