月亮瀑布 – Der Mondwasserfall

Do, 08. November 2012 – Am nächsten Tag gings dann früh los. Erst gab es ein ausgiebiges Frühstück mit Sojamilch, kleinen Baozi, Mantou und Reisnudelsuppe (mittlerweile gewöhnen wir uns an die chinesische Art zu frühstücken – heiß, deftig und viel^^), dann wurden wir wieder in die Autos verfrachtet und machten uns auf den Weg nach Süden. Auch der wurde bald recht abenteuerlich, eine gute Ablenkung von der schmalen Dreckpiste am steilen Abhang bot jedoch die Aussicht ins Dulongtal. Auch die Vegetation wurde immer tropischer und bald fühlten wir uns abwechselnd wie in einem Botanischen Garten oder am Drehort von Avatar.

So ein Blick aus dem Auto macht so einiges wieder wett ;)

So ein Blick aus dem Auto macht so einiges wieder wett 😉

 ... z.B. solche  "Straßen" - in dem Auto saßen Nina und Helen

… z.B. solche „Straßen“ – in dem Auto saßen Nina und Helen

Nach fast zwei Stunden und einigen Unterbrechungen bekannter Art (Fotos mache, warten, bis der große Steinhaufen vor uns weggeräumt ist) kamen wir zu einer Baustelle, wo anscheinend gerade für fast 7 Millionen RMB eine neue Grundschule für chinesische und myanmesische (?) Kinder gebaut wird. Von der Grenze zu Myanmar waren wir nämlich nur einen Katzensprung – vielleicht zehn Kilometer – entfernt. Wir ließen einen Teil unserer Delegation hier zurück und fuhren ein Stück weiter, rutschten einen Abhang hinunter (wir fragten uns schon, wie wir da wieder hochkommen sollten) und hielten an. Erstmal aussteigen, Regenschirme rausholen (leider nieselte es vor sich hin) und sich umsehen: In der Ferne war bereits unser Ziel, der 月亮瀑布, übersetzt Mondwasserfall, zu sehen und der Weg dahin führte allen Anscheins nach über eine ziemlich wackelige Brücke. Diese ähnelte der vom Vortag, nur dass die Planken etwas morscher aussahen und klitschnass waren. Juhu! Wir beschlossen, vorsichtig einer nach dem anderen den Übergang zu wagen, und es klappte tatsächlich: heil kamen wir alle auf der anderen Seite an und waren sogar sicherer als beim letzten Mal, da uns das Geländer diesmal nicht nur (gefühlt) bis zu den Kniekehlen ging.

Franzi balanciert vorsichtig über das wackelige Bauwerk - die Einheimischen rannten geradezu darüber

Franzi balanciert vorsichtig über das wackelige Bauwerk – die Einheimischen rannten geradezu darüber

Von hier an war der Weg gut begehbar und führte uns zunächst durch ein – diesmal echtes – Dulongdorf. Beim Weitergehen ertönte vor uns Musik und auf einmal standen wir vor einem Tor mit einer Aufschrift in einer seltsamen Sprache. Der Bildungsminister erklärte, dass hier eine Hochzeit gefeiert wurde und tatsächlich platzten wir hinter dem Tor in eine fröhlich tafelnde Hochzeitsgesellschaft. Eine erstaunlich moderne Musikanlage lieferte die Unterhaltung, alle aßen ohne sich stören zu lassen und etwas weiter hinten wurde gerade ein Schwein auseinandergenommen. Wow!

Hinter diesem Tor mit der kryptischen Aufschrift verbarg sich -...

Hinter diesem Tor mit der kryptischen Aufschrift verbarg sich -..

... - eine große Hochzeitsgesellschaft!

… – eine große Hochzeitsgesellschaft!

Fall sich jemand fragt, woher die Leute in diesem verlassenen Eck den Strom für ihre Musik und Festbeleuchtung nahmen – hier ist die Antwort: Ein höchst rudimentärer, aber anscheinend funktionierender Generator in einem Bach etwa 30m weiter.

Strombeschaffung à la Dulongtal

Strombeschaffung à la Dulongtal


Von da aus war es nicht mehr weit, bis zu dem Ziel unserer Reise, dem gigantischen Mondwasserfall, der aus über 400m herabstürzte und sich in den türkisgrünen Dulongriver ergoss. Ich lasse die Bilder sprechen (mehr Bilder sind am Ende des Artikels in der Galerie):

Schon von weitem sieht man den 400m hohen Wasserfall

Schon von weitem sieht man den 400m hohen Wasserfall

Helen und Nadja vor dem Wasserfall

Helen und Nadja vor dem Wasserfall

Nach der ausgiebigen Fotosession hieß es, hurtig zurückzukehren, denn um halb zwei sollte an einer Stelle die Straße geschlossen werden. Wider allen Erwartens fuhren wir problemlos die steilen Stellen hoch und bekamen dann erstmal ein leckeres Mittagessen, bevor wir rasch, rasch weiterfuhren. Als der Bildungsminister neben der Straße einige Bekannte sitzen sah, war jedoch noch Zeit für ihn, auszusteigen, mit ihnen anzustoßen und ein Geweih von ihnen geschenkt zu bekommen, dass in den Kofferraum gepackt und von uns neugierig inspiziert wurde. Was auch immer er damit anstellen würde… Die Rückfahrt war lang aber reibungslos, wir dösten vor uns hin und bekamen danach auch erstmal Zeit zum Ausruhen. Wieder stromerten Helen und ich durch das Dorf und inspizierten die diversen Baustellen – hier entstand ein neues Gebäude, dort eine Strandpromenade, nicht weit weg stand ein weiteres, neu gebautes und kunterbuntes Haus. Anscheinend wird gerade ziemlich viel Geld in das Tal investiert und in zwei, drei Jahren wird es wohl kaum wiederzuerkennen sein. Ob das gut ist?
Irgendwann rief Mr. He dann zum Abendessen, dass wieder in dem Haus mit dem Feuer serviert wurde. Danach gab es, ebenfalls altbekannt, jede Menge Bier und Baijiu (Schnaps). Außerdem wurden diverse Trinkspiele ausprobiert, Schere Stein Papier z.B. oder ein sehr lustiges chinesisches, bei dem die beiden Kontrahenten bis drei zählen und dann entweder zwei Fäuste, zwei offene Hände (10 Finger) oder eine offene Hand (5 Finger) anzeigen. Gleichzeitig brüllen sie sich Zahlen entgegen: 0, 5, 10, 15 oder 20. Wer die Anzahl aller Finger richtig errät, gewinnt. Zu fortgeschrittener Stunde kam es dann auch schonmal vor, dass jemand zehn Finger zeigte und 没有! – Null! – brüllte… 😉 Da dabei allerdings auch sehr viel getrunken wurde, waren wir sehr froh, als der Headmaster immer lauter „Musseeeeyy!!!“ und „Daancing“ rief und wir die Gelegenheit nutzen konnten, um zum schnellen Aufbruch zur Tanzbar zu drängen.
Diesmal durften wir die 500m nicht laufen, sondern wurden in ein Auto gesetzt, der Bildungsminister vorne, ein ziemlich betrunkener Lehrer als Fahrer, wir vier wurden auf die Rückbank geschoben und der Headmaster nahm Anlauf und hüpfte auf Helens Schoß… Wir konnten nicht mehr vor Lachen. Auch der Rest des Abends wurde dementsprechend lustig, als der Headmaster zum Beispiel voll gegen eine Säule lief, jedenfalls wurde er bald nach Hause ins Bett geschickt, während der Rest noch eine Weile tanzte. Schon um halb elf gings dann wieder zurück und mit unterschiedlichen Angaben zu wann es am nächsten Tag weitergehen würde (halb sieben? halb zehn?) durften auch wir ins Bett.

Hier noch einmal die schönsten Bilder des Tages:

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