春节快乐!Frohes Frühlingsfest!

Am 8. Februar gaben wir unserer Nachbarin, die in unserer Abwesenheit auf das Kätzchen aufpasste, den Schlüssel, packten unsere Rucksäcke (so wenig Gepäck für zwei Wochen!) und die Reise begann. Erster Stopp: Das Zuhause von Sofia, einer Englischlehrerin der Yi Zhong, die Pete und uns übers Frühlingsfest zu sich nach Tuanjie in Lijiang eingeladen hatte. Auf der Karte liegt das etwa 700 km von hier… und die merkte man auch! Erst fuhren wir nach Fugong (3h), von da mit dem Nachtbus nach Dali (8h) wo wir Pete trafen, nun weiter nach Yongsheng (3.5h), das uns mit heruntergelassenen Rolläden vor allen Fenstern und leeren Straßen, durch die der Wind ein paar Plastiktüten wehte, empfing. Dazu dann noch das gelegentliche Krachen (von Böllern) und die aufsteigenden Rauchwolken… wir kamen uns vor wie im Krieg! Schließlich fanden wir dann doch einen Minibusfahrer, der uns zwar nicht verstand, dem Sofia aber übers Handy erklären konnte, wo wir hinwollten. Er erklärte sich bereit, uns (zu einem ziemlich hohen Preis) nach Tuanjie zu fahren, und los ging’s. Raus aus der Geisterstadt, über einen Bergrücken und auf einmal sahen wir unter uns ein gewaltiges Tal, das vor Jahrmillionen ein See gewesen war (gut, wenn man einen Geologen dabeihat) und immer noch aussah wie einer: ein saftig grüner See mit lauter kleinen Hausbooten darauf. Tatsächlich war er natürlich seit Ewigkeiten ausgetrocknet und das fruchtbare Land besiedelt, aber es war erstaunlich, wie flach alles war und wie deutlich man den Übergang zu den Bergen ringsherum erkennen konnte. Wir fuhren einmal quer durch das Tal, wobei wir alle zehn Minuten anhielten um nach dem Weg zu fragen (ein paar wenige Läden waren zum Glück noch offen) und auf der anderen Seite dann wieder den Berg hoch. In Serpentinen wand sich die Straße höher und höher, bald sahen wir zu unserer Linken den Chenghai, einen riesigen See, und beim Gedanken daran, dort wieder hinunterzufahren, wurde auch den übelkeitsresistenteren unter uns etwas schlecht, doch wir wandten uns nach rechts, kamen in eine Hochebene (wieder so ein ehemaliger See) und auf einmal stand da Sofia am Straßenrand und winkte. Endlich da! Anderthalb Stunden waren wir mit dem Minibus gefahren, macht zusammen 16 Stunden reiner Fahrtzeit, wenn man die ganzen Wartezeiten und Pausen dazunimmt waren wir vom 8. Februar 11 Uhr bis zum 9. Februar 16 Uhr etwa 29 Stunden unterwegs. Verständlich, dass wir etwas fertig waren?^^

Das Essen, das in der Küche schon bereitstand, ließ uns die Müdigkeit aber schnell vergessen. Der Tisch bog sich unter scharfem, leckerem Fisch, Hühnchensuppe mit Pilzen, Gemüse, Wachteleiern, knusprig frittierten Schweineinnereien… Mit uns am Tisch saßen Sofias Vater, ein Schulleiter, ihre Mutter und ihr Bruder, der ebenfalls studiert. Zum Essen gab es pappsüßen, selbstgemachten Wein für die Frauen und von Nachbarn gebrannten Schnaps für die Männer. Und zwar nicht irgendein Schnaps… beim Ausschenken kamen ab und an kleine schwarze Dinger aus dem Tonkrug – Bienenleichen… (Irgendwie musste ich da an das zamonische Bienenbrot denken^^). Wir probierten auch ein wenig und es schmeckte tatsächlich etwas nach Honig! Abends kamen noch ziemlich viele Verwandte vorbei, unter anderem eine Cousine von Sofia, die ziemlich gut Englisch spricht. Wir plauderten und sahen uns gemeinsam das Frühlingsfest-Programm im Fernsehen an. Das war schon etwas schräg, vor allem als Celine Dion in einem Fischkostüm auftauchte und Titanic sang. Lange hielten wir aber nicht durch, die Fahrt machte sich bemerkbar und so gingen wir recht bald ins Bett.

Am nächsten Morgen schlummerten wir noch immer friedlich, als auf einmal das Haus in die Luft gesprengt wurde. Naja, jedenfalls hörte es sich so an, in Wahrheit handelte es sich natürlich um Kracher, die böse Geister vertreiben sollten. Nach dem Frühstück liefen wir mit Sofia und ihrer Mutter zu einem buddhistischen Tempel auf dem Berg, in dem sehr viele Gläubige dabei waren, vor furchterregenden Heiligenstatuen zu knien, zu beten, Räucherstäbchen zu verbrennen, Geld zu opfern und vieles mehr. Anschließend warfen wir noch einen Blick auf die Hauptstraße, wo wahre Menschenmassen an endlosen Verkaufsständen vorbeizogen – besonders beliebt: Plastikmaschinengewehre für die braven Kleinen. Interessant… Viel besser gefiel uns da der Brauch, an Autos und Motorräder kleine Pinienzweige zu binden, die, ähnlich unserem Weihnachtsbaum, für Hoffnung und neues Leben stehen.

Morgendlicher Blick auf die Ebene

Morgendlicher Blick auf die Ebene

Morgendlicher Blick auf die Ebene

Morgendlicher Blick auf die Ebene

Ein geschmücktes Motorrad

Ein geschmücktes Motorrad

Mittags aßen wir 凉拌 – Liang Ban – hier die Bezeichnung für kaltes Schwabbel (aus irgendeiner Pflanze hergestellt) mit einer säuerlich scharfen Sauce. Hört sich nicht lecker an, ist es aber! 😉 Danach holte uns Sofias Cousine zum Tanzen ab: Auf einem Platz tanzten einige Dorfbewohner einfache Lisutänze, wir schlossen uns natürlich gleich an. Dann gab es weißen Tee und Knabbereien, gleich darauf Hot Pot zum Abendessen – merkt man, dass die Hauptbeschäftigung der Chinesen beim Frühlingsfest Essen ist?^^

Liang Ban - 凉拌 :)

Liang Ban – 凉拌 🙂

Pete, Helen und Sofia

Pete, Helen und Sofia

Tanzen! Was auch sonst ;)

Tanzen! Was auch sonst 😉

Nadja und die süßen Omis :)

Nadja und die süßen Omis 🙂

Um bei der Rückfahrt noch in die Bussitze zu passen, gingen wir am nächsten Tag wandern, zusammen mit ein paar Verwandten von Sofia. Erst kraxelten wir einen Berg hoch, oben war dann ein wunderschönes Pinienwäldchen, wo wir gemütlich unsere mitgebrachten Äpfel verspeisten… – schon wieder essen?! Tja… Den Nachmittag und Abend verbrachten wir mit interessanten Gesprächen (ich erinnere mich an Themen wie Chinas Zukunft, Seltene Erden, Wassermanagement, die Erdgeschichte…) bei Sofia zu Hause und gingen dann nicht zu spät ins Bett, damit wir am nächsten Tag früh weiterkonnten – Sofia zu ihrem Freund, Pete nach Dali und wir in die Tigersprungschlucht! Auch wenn sie es nicht lesen werden – vielen Dank an Sofia und ihre Familie für ihre Gastfreundschaft und die wunderbaren Festtage (mit dem besonders wunderbaren Essen 😉 ).

Ein etwas verratztes Bild von unserer Wandergruppe ;)

Ein etwas verratztes Bild von unserer Wandergruppe 😉

Wo fühlen sich BAUMhaus-Freiwillige am wohlsten?...^^

Wo fühlen sich BAUMhaus-Freiwillige am wohlsten?…^^

Nicht nur 1,3 Milliarden Chinesen hatten vor kurzem etwas zu feiern – ich möchte hier noch meiner Oma zum 70. Geburtstag gratulieren 🙂 Alles alles Gute nachträglich und die allerliebsten Grüße aus Gongshan (die gehen auch an unsere anderen treuen Leser)!

PS: Bitte entschuldigt Rechtschreibfehler und dergleichen, ich habe hier ein schnurrendes Kätzchen auf dem Schoß, das abwechselnd über die Tastatur rennt und mich in den Finger beißt… 😉

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