NP – Ein Jahr in Gongshan http://farfaraway.baihu.de Wed, 31 Jul 2013 16:47:32 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.7.26 Der seltsame Fall der höchst illegalen Grenzüberschreitung einiger Ziegen http://farfaraway.baihu.de/der-seltsame-fall-der-hochst-illegalen-grenzuberschreitung-einiger-ziegen/ http://farfaraway.baihu.de/der-seltsame-fall-der-hochst-illegalen-grenzuberschreitung-einiger-ziegen/#comments Wed, 31 Jul 2013 16:44:43 +0000 http://farfaraway.baihu.de/?p=1051 … erzählt aus der Sicht von Nadja P. und Helen K.

20.-22.07.2013

Nachdem Nina abgereist war und auch Franzi sich zu einem weiteren Besuch ins Dulontal aufgemacht hat, beschlossen Helen und ich, unseren Masterplan in die Tat umzusetzen!

Seitdem wir gehört/gesehen hatten wie dicht wir tatsächlich an der tibetischen Grenze wohnen (von Bingzhongluo aus sind es vielleicht 30 km), wollten wir mal einen Fuß auf die andere Seite setzten und langsam wurde die Zeit immer knapper, denn die Abreise steht, zumindest für einige von uns, kurz bevor.

Trotz des anhaltenden schlechten Wetters…

Sichtweite am Morgen

unsere Sichtweite am Morgen…

…machten wir uns am 20. Juli auf nach Bingzhongluo, denn um am nächsten Tag möglichst früh aufbrechen zu können wollten wir dort eine Nacht verbringen… was aber im Endeffekt keine gute Idee war, denn was macht man in einem Ort, in dem es nicht viel zu tun gibt? Richtig, man kauft ein! -.- (Wie Helen all ihre Tachten nach D schafft wird das Mysterium von Gongshan werden ;)…)

Da wir keine Ahnung hatten wie wir zur Grenze kommen sollten überlegten wir uns schon alles mögliche und unmögliche – am coolsten wäre natürlich eine Mitfahrgelegenheit auf einem echten Tibetermotorat (mit Wimpeln und lauter Tibetermusik) gewesen, aber leider gestaltete sich die Suche nach einem, der gewillt war uns beide mitzunehmen als recht schwierig…

Also machten wir uns notgedrungen am nächsten Morgen zu Fuß auf den Weg (denn es gab nicht mal Minibusse die bis nach Qiunatong 秋那桶, einem Ort auf halbem Weg zur Grenze, fuhren) – „Und wenn wir die ganze Strecke laufen und dann bei der Grenzstation übernachten müssen, wir gehen heute noch nach Tibet!“

Trotz (oder gerade wegen) diesen wolkenverhangenen Bergen läuft man doch gerne und wenn dann auch noch alles so grün ist...

Trotz (oder gerade wegen?) diesen wolkenverhangenen Bergen läuft man doch gerne und wenn dann auch noch alles so unglaublich grün ist fehlen einem beinahe die Worte…

Glücklicherweise sah das Wetter ein, dass es uns ernst damit war und es nieselte die meiste Zeit nur leicht vor sich hin und so wurden wir kaum nass als keines der, in der ersten Stunde an uns vorbeikommenden, 5 Autos uns mitnehmen wollte. Irgendwo zwischen Bingzhongluo und dem Steintor hielt dann doch mal eines und obwohl es das aussah als könnte es kaum mehr weiterfahren:

Mitfahrgelegenheit Nr.1

Mitfahrgelegenheit Nr.1

nahm es uns mit!… für ganze 500 Meter, denn der Fahrer schaffte es doch tatsächlich die nahezu einzige Abbigung nehmen zu wollen, die überhaupt auf dem ganzen Weg liegt! Also ging es zu Fuß weiter und gerade als es nach 2 Stunden zügigen Marsches (wir wussten ja nicht, ob wir nicht vielleicht die ganze Strecke würden laufen müssen) heftiger anfing zu regnen hielt ein tibetischer Bus neben uns: stilecht mit Aufklebern außen, Gebaumel-Zeugs über der Frontscheibe und tibetischer Musik aus den Lautsprechern. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als er uns tatsächlich mitnahm, obwohl er so schüchtern war, dass er kein einziges Wort herausgebracht hat.

Mitfahrgelegenheit Nr. 2

Mitfahrgelegenheit Nr. 2

 

An der ersten Grenzkontrolle kurz nach Qiunatong erzählten wir noch wahrheitsgemäß, dass wir nur bis zur Grenze wollen um ein paar Fotos zu machen, denn uns fielen keine gescheiten Ausreden ein und tatsächlich kannten sie uns auch, bzw. hatten von den Englischlehrern aus Gongshan gehört. Sie meinten zwar, dass wir eventuell bei der nächsten Kontrolle damit nicht mehr durchkommen würden, aber wir könnten weiter. Unser Fahrer hatte netterweise auf uns gewartet und nahm uns auch weiterhin mit, durch eine Landschaft, die immer einsamer und zerklüfteter wurde:

Waren auf der Karte noch Siedlungen eingezeichnet gewesen, stellten diese sich bald als Häuseransammlungen mit maximal 3 Gebäuden heraus:

…und immer noch ging es weiter. Vorbei an Wasserfällen, die aufgrund der starken Regenfälle überall die Berge herunterflossen (und hier und da auch mal die Straße unter Wasser setzten) und Horden von Ziegen, die herrenlos die Straßen entlangirrten.

Irgendwann hielt unser Fahrer plötzlich an und meinte, dass wir jetzt da seien… „Häh? Jetzt schon? Und wo waren die anderen Grenzkontrollen? Wir sind jetzt wirklich an der Grenze? Oh… Wir sind sogar schon in Tibet?“ „Ja, ja, ja und nochmal ja…“ Es sah nicht aus, als würde noch viel kommen, aber wir wollten lieber nicht riskieren in die nächste Grenzkontrolle zu fahren oder unserem Fahrer Ärger zu machen indem wir ihn baten uns noch ein Stückchen weiter mitzunehmen, außerdem wussten wir nicht wie ‚unsere‘ Grenzpolizisten (die kurz nach Qiunatong) reagiert hätten, wenn wir nicht noch am selben Tag zurückgekehrt wären und so stiegen wir aus…

Da standen wir nun also – mitten im Nirgendwo, hinter uns gleich 4 Schilder die ankündigten, dass man jetzt nach Tibet komme und Ausländer diese Grenze nicht überschreiten dürften, daneben ein hübscher Wasserfall und sonst nichts und niemand weit und breit… Irgendwie fühlten wir uns beinahe um eine richtige Grenze betrogen…^^

Als erstes mussten wir natürlich sofort Fotos machen:

Nadja in Tibet

Nadja in Tibet,..

... und Helen in Tibet :)

… Helen in Tibet und…

... beide in Tibet :)

… beide in Tibet 🙂

… und uns auf dem Schild verewigen:

ein kleines 'Suchbild' ;)

ein kleines ‚Suchbild‘ 😉

Dann wurden tibetische Stein als Mitbringsel eingesammelt und wir machten vor dem Wasserfall sitzend Mittagspause:

Wir konnten einfach nicht fassen, dass das wirklich alles sein sollte, aber so war es. Dahinter kommt für Kilometer erstmal nichts mehr und dann irgendwann das erste tibetische Dorf, aber das war dann auch schon alles. Wir saßen also so da, noch immer über all das hier staunend/grübelnd (bei so scharfen Einreisebedingungen muss es doch auch eine richtige Grenze geben, oder etwa nicht?), als sich plötzlich mit lautem Blöcken eine Ziegenherde bemerkbar machte.

Ohne sich auch nur im gerigsten um die Schilder zu kümmern trotteten sie die Straße entlang, hier und da mal haltend um etwas zu fressen, aber doch sehr zielsicher in Richtung Tibet unterwegs. Fasziniert beobachteten wir, wie eine Ziege nach er anderen ohne Probleme (und ohne Passierschein) die Grenze überschritt und wir dachten uns nur: Ziege müsste man sein, die machen sich keine Gedanken darüber was sie dürfen oder nicht…

... wir wollen auch...

… wir wollen auch…

Kurz nachdem wir diese Szene beobachtet haben beschlossen wir uns dann doch langsam auf den Rückweg zu machen, denn aus dem Plan, zur Not an der Grenze zu übernachten, konnte ja nun nichts mehr werden…^^

Das Wetter wurde immer besser – für 5 Minuten schien sogar mal die Sonne, womit keiner von uns gerechnet hatte, und so habe ich mal wieder einen Sonnenbrand bekommen^^ – die Landschaft war so schön, dass ich alle 2 Meter anhalten musste um ein Foto zu machen und außer ein paar Ziegen trafen wir keine anderen Lebewesen – so dass wir uns schon fragten, ob wir wohl die komplette Strecke zurücklaufen müssten (immerhin waren wir knapp 2 Stunden mit dem Auto unterwegs gewesen). Irgendwann hielt dann doch mal ein Motoradfahrer (einer der wenigen, der alleine unterwegs war, was wirklich eine Seltenheit ist!) und fragte uns wo wir denn hin wollten, und nur zu gerne hätten wir ja gesagt, aber er fuhr leider Richtung Tibet und so haben wir schweren Herzens ablehnen müssen… das wäre der krönende Abschluss gewesen, auf einem Tibetermotorad zurückfahren zu können!

Die 3. Mitfahrgelegenheit... zumindest beinahe... es wäre auch zu schön gewesen ;)

Mitfahrgelegenheit Nr. 3… zumindest beinahe… es wäre auch zu schön gewesen 😉

Wir liefen also weiter und uns überholten 2-3 Autos, die uns jedoch alle nicht mitnehmen wollten… das hatten sie dann davon, denn wir überholten sie fröhlich nach einer Stunde selber wieder: ein Laster hatte einen kleinen Teil der Straße weggebrochen und saß mit einem seiner Hinterräder fest, was bedeutete, dass er erst komplett entladen werden musste um sich befreien zu können und das dauerte natürlich seine Zeit (er hatte die merkwürdigsten Sachen geladen, es sah aus wie Straßenlaternen und Toiletten… O.o…)… Nach 3-4 Stunden holten uns die Autos langsam wieder ein und diesmal wurden wir tatsächlich auch mitgenommen – so hat sich also eigentlich alles perfekt für uns ergeben: wir konnten den schönsten Teil des Weges zu Fuß zurücklegen und dabei die Landschaft genießen:

…und später dann, als der Teil kam, den wir schon kannten, wurden wir gefahren. Alles in allem war es also ein sehr erfolgreicher Ausflug und Abends fielen wir müde, aber glücklich in unsere Betten… 🙂

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Backe, backe Kuchen! http://farfaraway.baihu.de/backe-backe-kuchen/ http://farfaraway.baihu.de/backe-backe-kuchen/#respond Wed, 31 Jul 2013 16:30:36 +0000 http://farfaraway.baihu.de/?p=1016 Fr, 12. Juli – Nachdem die Regierung unsere schönen Pläne etwas durchkreuzt hatte, kamen wir am Donnerstag, also einen Tag später als geplant, doch noch zu Aluo. Allerdings mussten wir noch bis Mittag warten, da man uns noch die Nu-Trachten anpassen wollte.

Morgens gingen wir also erstmal mit Max und Jonas frühstücken: Yakbuttertee (an den Nadja sich auch nach einem Jahr nicht gwöhnt hat^^) und ganz viel frisches, heißes Baba mit Tofupaste. Mmmmh! Danach brachten wir die beiden zum Bus und chillten uns in den Park um ein paar Anrufe zu tätigen: „Wie sieht das aus, erinnert ihr euch noch daran, dass ihr uns Trachten versprochen habt? (Immerhin ward ihr gestern auch schon etwas angeheitert…) Können wir die vielleicht jetzt schon anpassen lassen, wir wollten nämlich noch Freunde besuchen…“ Sofort schickte das Bildungsministerium Sofia, um uns zu dem Trachtenladen zu bringen, machmal können sie ja wirklich schnell sein…

Wir liefen also los und dachten im Stillen bereits „hmmm…ist das jetzt…?“ – „ja, es ist!“ Schon standen wir wieder bei der Trachtenomi, die wir in den vergangenen Wochen bereits mehrfach aufgesucht hatten:

Nina hat sich eine tibetische Tracht bestellt (1. Mal), unsere Schule hat uns beiden eine Lisu-Tracht geschenkt (2. Mal)…

Nina und Nadja in den Trachten der Lisu-Minderheit vor dem Schulgebäude

Hier in unseren neuen Lisu-Trachten vor dem Schulgebäude…

... und auf unserem Dach :)

… und auf unserem Dach 🙂

…beim Abholen der Lisu-Tacht haben wir uns in einen kurzen tibetischen Männerrock verliebt und ihn als „Gongshan-Uniform“ auserkoren (3. Mal) und jetzt dann auch noch die Nu-Tachten!

Sie lachte genauso darüber wie wir, dann nahm sie die paar Maße, die sie noch nicht hatte (nicht so viele^^) und ließ uns die Stoffe aussuchen und bereits am nächsten Morgen konnte Nina dann ihre Tracht abholen (wir anderen mussten leider noch etwas warten, weil noch einige andere große Bestellungen vor uns dran waren, aber inzwischen haben wir sie auch abholen können) 🙂

Danach packten wir rasch unsere Sachen zusammen, neben einer halben Packung Eier, einer Tüte Mehl, Zucker, einem Kilo Yakbutter (als wir die kauften wurden wir ganz erstaunt gefragt, was wir denn mit so viel Butter machen würden, etwa alles essen?… wir kaufen ja auch immer mal wieder welche für die anderen Freiwilligen^^) und Dr. Oetkers Backpulver war das nicht mehr viel und warum wir das wohl einpackten? Es kann doch wohl nur einen einzigen Grund geben?… Ja! Aluo hat einen Backofen! Als wir ihn das erste mal sahen konnten wir es kaum glauben, immerhin ist Dimaluo nicht gerade der größte Ort in dem wir hier in China waren, und zugegeben, er ist nicht besonders groß, aber er erfüllt seinen Zweck wunderbar.

Also belagerten wir als erstes nach unserer Ankunft die Küche und das Ergebnis war ein Limettenkuchen, der sich sehen (und essen ;)…) lassen konnte! Die chinesischen Touristen die noch im Hostel untergebracht waren fragten Aluo am nächsten Morgen ganz begeistert was das denn sei und wie man es zubereiten würde und er erklärte da müssten sie uns fragen 🙂

Franzi und Helen bei der Zubereitung.

Franzi und Helen bei der Zubereitung.

Der fertige Kuchen!

Der fertige Kuchen!

Leider war aus der Gruppe der 8 Tibeter (die tags zuvor, aufgrund unserer Einladung, nach Dimaluo gefahren war) nur noch Rosie (der Ex-Dreadlock-Tibeter) übrig geblieben, aber er hatte seine Musikinstrumente (Trommeln und Xianzi) trotzdem dabei und so verbrachten wir noch einen gemütlichen letzten Abend in Dimaluo.

 

By the way: Das Rätsel um ‚Kartoffel‘ ist nun auch gelöst!

Sandra (eine Mitarbeiterin der französischen Hilfsorganisation, die in den Bergdörfer geht und Käse zubereitet und immer auf ihren Zwischenstops in Gongshan bei uns vorbeischaut) erzählte uns einmal von einer sehr lustigen Begebenheit: Sie bauen irgendwo auf dem Berg gerade einen Shelter (eine Schutzhütte für Wanderer über die Berge) und eines Tages tauchte ‚Tudou‘ (zu deutsch: Kartoffel) bei ihnen auf und erklärte sie würde jetzt ein paar Tage bei ihnen wohnen. Punkt. „Ok, wie siehts denn aus, kannst du vielleicht Feuer machen?“ „Nein.“ „Kannst du kochen?“ „Nein.“ „Mmmmh… Dann wirst du es jetzt wohl lernen müssen.“ „Nein, ich bin doch keine Hausfrau!“

Wie das damals ausgegangen ist wissen wir gar nicht so genau, aber man stelle sich unsere Überraschung vor, als die Frau, die gerade bei Aluo in der Küche aushalf, plötzlich von Rosie mit ‚Tudou‘ angeredet wurde! Wir wissen gar nicht, was interessanter ist, wie sie zu Aluo gekommen ist/was sie da gerade macht, dass sie anscheinend kochen gelernt hat, oder dass sie scheinbar wirklich Kartoffel heißt…^^

Wobei auch wir inzwischen zum Teil unsere Essensspitznamen bekommen haben: Helen ist 南瓜 (Kürbis), Xiyu ist 玉米 (Mais) und Nadja heißt inzwischen 辣椒 (Paprika/scharf)…^^

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So vergingen die letzten Tage in Gongshan… http://farfaraway.baihu.de/so-vergingen-die-letzten-tage-in-gongshan/ http://farfaraway.baihu.de/so-vergingen-die-letzten-tage-in-gongshan/#respond Wed, 31 Jul 2013 16:03:14 +0000 http://farfaraway.baihu.de/?p=1046 … und wir können es eigentlich noch immer nicht ganz fassen, dass tatsächlich ein ganzes Jahr vorbei sein soll.

1.-11.07.2013 Hier ein ‚kleiner‘ Nachtrag was zwischendurch noch alles in Gongshan passiert ist:

Anfang Juli waren die Abschlussprüfungen ‚unserer‘ Grundschüler und danach nahmen wir auch schon gleich Abschied: Abschiedsbriefe und Abschlussfotos hatten wir in den vergangenen Wochen bereits geschrieben und gemacht und so ging es jetzt nur noch fröhlich ans QQ-Nummern austauschen und Lebewohl sagen.

Bei den Abschlussfotos die Kinder mal ruhig zu bekommen war eine Kunst für sich...

Bei den Abschlussfotos die Kinder mal ruhig zu bekommen war eine Kunst für sich…

... und natürlich auch jede Menge Poserfotos

… und natürlich mussten auch jede Menge Poserfotos gemacht werden

Die häufigsten Fragen die dabei aufkamen waren natürlich: Kommt ihr bald wieder?/Wann kommt ihr wieder? Und: Kann ich euch in Deutschland besuchen?

Der Abschied von den Kindern fiel uns nicht besonders leicht und als sie alle, so glücklich über den Abschluss der Prüfungen und den Beginn der Ferien, vom Schulgelände strömten, wurde uns klar: Jetzt ist es tatsächlich vorbei… aber wie die Kinder hatten auch wir eigentlich gar keine Zeit groß darüber nachzudenken, denn da Nina bereits am 17. aus Gongshan wegfahren wollte, mussten noch eine Menge Leute getroffen und Orte besucht werden. 🙂

Anfangen wollten wir eigentlich mit Aluo in Dimaluo 迪麻洛, doch da hat uns die Regierung einen Strich durch die Rechnung gemacht: Wir hatten bereits alles für eine Mini-Überraschungsparty für Nina in die Wege geleitet – Gäste eingeladen, die extra für diesen Abend nach Dimaluo gefahren sind usw. – doch dann bekamen wir morgens um neun Besuch von Mu 老师, der uns mitteilte, dass wir um fünf Uhr unbedingt zu einem ganz wichtigen Treffen/Essen kommen müssten. Nina und Franzi, die beide noch in Bingzhonguo 丙中洛 waren, weil sie eigentlich nach Dimaluo wandern wollten, setzten sich also gleich in den nächsten Bus zurück und so ging es kurz vor fünf zum Essen.

Niemand hat uns zuvor gesagt mit wem wir uns eigentlich treffen würden – wir gingen die ganze Zeit davon aus, dass es einige Leute vom Bildungsministerium sein würden, da diese zuvor bereits angekündigt hatten uns nochmal einladen zu wollen – deshalb waren wir umso überraschter, als wir vor dem Gongshaner Sekretär der Kommunistischen Partei, dem hiesigen Propagandaminister und zwei weiteren hohen Beamten standen… natürlich nicht in unseren schicksten Klamotten…

Eine halbe Stunde lang bedankten sie sich bei uns für unser Kommen und überhaupt für alles und sie redeten und redeten (wie Chinesen halt so sind) um uns plötzlich mit der Frage zu konfrontieren, was wir denn an ihrem Schulsystem ändern würden. Etwas überrumpelt dachten wir uns nur: „Äh… wollt ihr jetzt eine ehrliche Antwort? Äh… kritisieren können wir euch eigentlich aber nicht… äh… äh…“ Wir haben dann irgendwas von kleineren Klassen vor uns hin genuschelt und erklärt, dass sie eigentlich schon auf dem richtigen Weg sind – alles sehr diplomatisch halt.^^

Danach überreichten sie uns einige Geschenke – 2 Bildbände über die Gegend und eine Tasche der Nu-Minderheit… als sie uns diese gaben erklärten sie, dass das aber nur der Anfang und Teil einer ganzen Tracht sei, für die wir am nächsten Tag zum Maßnehmen zur Schneiderin müssen! „Dann könnt ihr, wenn ihr nach Hause kommt, ganz viel über die Region hier und ihre Minderheiten erzählen und vorführen… (und natürlich Werbung für uns machen…)“ Das passt schon, immerhin haben wir dafür sehr hübsche Trachten bekommen (unser halber Kofferinhalt besteht inzwischen fast nur noch aus Trachten^^). Noch immer freudig überrascht ging es dann auf das Dach des Gebäudes um Fotos zu machen – wir kamen uns auch gar nicht komisch vor in unseren (nach einem Jahr doch schon etwas abgetragenen) Alltagsklamotten zwischen all den Anzugträgern und mit 5 Fotoapparaten und einer Kamera im Gesicht Oo… Dann kamen auch noch Leute in Minderheitentrachten dazu (Nu, Dulong, Tibet und Lisu) und es entstanden perfekte Propagandafotos – wir wollen gar nicht wissen, wofür sie die verwenden werden, aber Helen ist auch schon fest als Filmstar in einen Propagandafilm eingeplant^^…

Naja, um fünf Uhr haben wir uns getroffen, um halb sechs/sechs haben wir angefangen zu?… Richtig! Trinken, wie hätte es auch anders sein können… ab und zu kamen wir zwischendurch auch dazu einen Bissen des eigentlich vorzüglichen Essens zu uns zu nehmen, aber um acht Uhr war die ganze Gesellschaft so betrunken, dass wir uns nach Hause haben fahren lassen und um neun Uhr schlafend in unseren Betten lagen… Was man nicht alles tut um Minderheitentrachten zu bekommen und einen guten Eindruck zu hinterlassen.^^

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Eine unterhaltsame Rückfahrt http://farfaraway.baihu.de/eine-unterhaltsame-ruckfahrt/ http://farfaraway.baihu.de/eine-unterhaltsame-ruckfahrt/#respond Wed, 31 Jul 2013 06:32:07 +0000 http://farfaraway.baihu.de/?p=1006 mmmh… doof… irgendwie ist dieser Artikel nur als Entwurf gespeichert und nicht veröffentlicht worden… aber besser spät als nie 🙂

07.06.2013 (zeitlich hinter dem Gemüseauto/Longyuan-Artikel einzuordnen)

Die Rückfahrt aus dem Dulongtal war, wie alles hier in China, ein ganz eigenes Erlebnis… Abgesehen von den holprigen Straßen und den vielen Kurven (die wir ja jetzt schon fast gewohnt sind) hatten wir dieses Mal nämlich den lustigsten Minibusfahrer, den man sich vorstellen kann.

Wir haben ihn bereits auf der Hinfahrt getroffen (in einem uns entgegenkommenden Auto) und er fiel uns hauptsächlich deswegen auf, weil einige von uns beinahe schlotternd im Auto saßen, während er oben ohne unterwegs war… bei weit aufgerissenem Fenster^^

Als es also daran ging Sonntag früh den Linienbus zurück nach Gongshan zu besteigen äußerte Franzi die Hoffnung, dass es doch bestimmt lustig wäre, wenn wir ausgerechnet diesen Busfahrer hätten und siehe da, er war es… und die Fahrt mit ihm übertraf alle unsere Erwartungen:

Aufgeteilt auf zwei Linienbusse – eigentlich etwas größere Geländewägen – hatten Nina und Helen ursprünglich einen Vorsprung von gut 15 Minuten, dieser war jedoch nichts im Vergleich zu den Geschwindigkeitsrekorden, die unsere Fahrer versuchte auf den zumeist ungeteerten Straßen aufzustellen.

Und so hatten wir die beiden nach kurzer Zeit wieder einge- und bald auch überholt. Also blieben Helen, die den denkbar unbequemsten Platz auf einem Holzschemel im Kofferraum des ersten Linienbusses ergattert hatte, und mir nur wenige, aber dafür recht unterhaltsame Minuten uns in Zeichensprache nach dem Wohlbefinden des jeweils anderen zu erkundigen. Auch Ninas Platz war nicht wirklich der angenehmste, denn hier in China zählen auch Holzbretter die zwischen 2 Bänke geklemmt werden als offizielle Sitze und so wurde sie, ohne den Halt einer Rückenlehne, recht wild durcheinander geschüttelt.

Kurz nach der Überholung des ersten Linienbusses fragte dann unser Fahrer ob wir Angst hätten oder ob er noch schneller fahren solle, woraufhin wir natürlich erklärten Angst hätten wir keine und er könne sich das mit der Geschwindigkeit aussuchen, also beschleunigte er weiter (auf unglaubliche 25-30 km/h^^). Und Angst hatten wir auch wirklich keine – jedoch zum Teil das Gefühl, dass unsere Räder sich längere Zeit in der Luft als auf dem Boden befanden, aber irgendwie war das ganze einfach nur unglaublich lustig.

Nach einer kurzen Mittagspause (in der uns die anderen auch wieder einholten) ging es dann auch in einem gemächlicheren Tempo weiter, weshalb wir umso erschrockener waren als es plötzlich einen Schlag tat und eine der Scheiben aus dem Auto flog – wir waren zu dem Zeitpunkt wirklich gemächlich unterwegs! Es ist zum Glück nichts passiert und als dann auch noch eine zweite Scheibe zu Bruch ging war das dann schon beinahe langweilig^^

Ohne weitere Zwischenfälle kamen wir daraufhin sicher und heil und um die Erfahrung einer weiteren sehr unterhaltsamen chinesischen Busfahrt reicher, in Gongshan an 🙂

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儿童节 – Kindertag http://farfaraway.baihu.de/%e5%84%bf%e7%ab%a5%e8%8a%82-kindertag/ http://farfaraway.baihu.de/%e5%84%bf%e7%ab%a5%e8%8a%82-kindertag/#comments Sun, 02 Jun 2013 05:19:16 +0000 http://farfaraway.baihu.de/?p=939 Am 01.06. ist hier in China „Kindertag“, was natürlich besonders an einer Grundschule gefeiert werden muss. Angefangen hat es damit, dass in letzter Zeit immer mal wieder Unterricht ausgefallen ist, weil unsere Schüler tanzen üben mussten.

Die 5er hatten eine sehr aufwendige Choreografie auf ein Medley zu u.a. "They Don't Care About Us"

Die 5er hatten eine sehr aufwendige Choreografie auf ein Medley zu u.a. „They Don’t Care About Us“

Am Mittwoch war dann die Generalprobe für die große Aufführung am Freitag, manche der Klassen haben unglaublich aufwendige Choreografien getanzt und von moderneren Sachen über Sportgymnastik bis hin zu traditionellen Nu-, Dulong-, Lisu- und tibetischen Tänzen war alles dabei.

Am Freitag fanden dann die Festlichkeiten statt: den ganzen Morgen über konnten die Schüler an verschiedenen Stationen kleine Spiele spielen und dabei „Marken“ gewinnen, welche sie dann gegen Essen und Schreibwaren eintauschen konnten. Natürlich haben die Kinder mehr Essen gekauft und so haben Nina und ich 2-3 Stunden lang Brot, Formfleischwürstchen und Chips an die Kinder „verkauft“.

Am Nachmittag dann haben wir angefangen die Kinder für ihren großen Auftritt am Abend zu schminken, weiß für die Gesichter (dadurch sahen sie alle aus wie kleine Gespenster, aber das ist hier nun mal Schönheitsideal), Augenbrauen nachmalen, Lidschatten und Lippenstift… und das nicht nur für die Mädchen! Das sah zum Teil schon ziemlich bizarr aus, was manche Lehrer mit ihren Schülern angestellt haben und die Kinder die wir geschminkt haben sahen dagegen schon fast normal aus (und dabei haben wir uns die ganze Zeit Sorgen gemacht es zu übertreiben^^).

... vorsichtig trägt Nadja Lidschatten auf und hofft, dass es möglichst gleichmäßig wird^^

… vorsichtig trägt Nadja Lidschatten auf und hofft, dass es möglichst gleichmäßig wird^^

Pünktlich mit einer Stunde Verspätung ging dann am Abend die Aufführung los und die Kinder waren einfach nur süß, langsam denken Nina und ich schon daran wann wir denn die Abschlussfotos mit ihnen machen müssen, damit das zeitlich noch reicht und am liebsten würden wir die Hälfte der Kinder mit zurück nach Deutschland nehmen. 🙂

Letzte Vorbereitungen

Letzte Vorbereitungen an Licht und Technik…

Warten auf den Beginn der Vorführung

Warten auf den Beginn der Vorführung 🙂

Am Samstag, den 01.06. fanden dann morgens ganz viele Ehrungen statt: es waren einige Ministeriumsmitglieder da, die den Schülern Urkunden für die besten Prüfungen etc. überreicht haben und die Erstklässler haben ihre roten Halstücher (die hier in China jeder Schüler tragen muss umgebunden bekommen und wurden… eingeschworen – zumindest klang es beinahe so, als sie laut im Chor erklärt haben, dass sie gute Schüler sein werden. Danach wurden die Kinder nach Hause geschickt und haben jetzt ein paar Tage frei und die Lehrer haben angefangen die Erwachsenen/Lehrer-Version des Kindertages zu feiern: Ein Mix aus Essen, Trinkspiele spielen, Tanzen, Basketball spielen und noch mehr Essen und noch mehr Trinken begann. Wie immer habe ich versucht mich mit dem Trinken zurückzuhalten, aber mit gewissen Personen, wie zum Beispiel dem Bildungsminister muss/sollte man dann halt doch anstoßen – diesen Teil von China, die exzessive Trinkkultur, werde ich als einziges nicht vermissen. Jetzt genießen wir erst einmal ein paar freie Tage mit wohlvertrautem Mahjong-Geklappere aus den Wohnungen unter uns und wie es aussieht leider auch sehr viel Regen…

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Terrorkinder und süße Katzen ;-) http://farfaraway.baihu.de/von-terrorkindern-und-susen-katzen/ http://farfaraway.baihu.de/von-terrorkindern-und-susen-katzen/#comments Sat, 13 Apr 2013 05:27:14 +0000 http://farfaraway.baihu.de/?p=865 Neben unserem ‚Retter‘ 木老师 kamen uns in letzter Zeit auch gerne mal einige von Ninas Schülern besuchen. Anfangs noch etwas zögerlich: „Dürfen wir mal vorbeikommen?“ wurden daraus bald Besuche im Abstand von 10 Minuten: „我们英语老师在不在?“ – „Ist unsere Englischlehrerin da?“… irgendwann dann kamen sie, ohne auch nur anzuklopfen hereingestürmt und setzten sich neben uns auf das Sofa, wenn wir z.B. gerade essen wollten.^^

Das ist eigentlich ganz süß und wir haben mit ihnen Ostereier angemalt und versucht einen der Weihnachtssterne zu basteln (was aber leider daran gescheitert ist, dass sie sich natürlich gleich zu Anfang den schwersten Stern ausgesucht haben). Eines Morgens standen sie jedoch plötzlich in meiner Schlafzimmertür (wir beide waren noch nicht aufgestanden) und fragten ob sie sich unsere Federballschläger ausleihen dürften… Noch immer eher belustigt wurde es ihnen erlaubt – als sie jedoch am nächsten Tag unerwarteter Weise in der Badezimmertür standen, ich war gerade am Duschen, irritierte mich das dann doch etwas.

Das führte zu einer Grundsatzdiskussion (gell Nina? ;)) zwischen Nina und mir, denn sie findet diese spontanen Besuche weniger schlimm/anstrengend als QQs „5 Minuten“ (in denen sie sich aufführt als wäre sie irre, alles runterschmeißt und gerne Füße und Hände attackiert)… Gut dazu muss man sagen: mir klaut die Katze auch nicht ständig meine Unterwäsche aus dem Kleiderschrank, um sie als Beute in der ganzen Wohnung zu verteilen, und sowieso… ich kann ihr einfach nichts übel nehmen, weil sie zu niedlich ist. Sie hat es sich nämlich inzwischen angewöhnt an einem hochzuklettern (gut die Krallen im Bein sind nicht allzu angenehm) bis sie auf der Schulter angekommen ist… und dann sitzt sie da und überblickt alles von diesen luftigen Höhen aus (wie kann man ihr da bitte widerstehen?)^^

… dabei entdeckt sie immer neue Interessen, wie hier am Kochen 🙂

 

Also haben wir uns auf einen Kompromiss geeinigt:

Ich akzeptiere ihre Schüler in unserer Wohnung solange sie nicht in mein Schlafzimmer/Badezimmer kommen und sie hält weiterhin QQs 5 Minuten aus, denn eigentlich sind wir uns doch einig, dass einzig und allein „Terrorkind“ wirklich Terror macht. Dieser Spitzname ist nämlich leider mehr als gerechtfertigt… es ist eines der Nachbarkinder und auch er hält eher weniger von verschlossenen Türen. Was ihm jedoch im Endeffekt seinen Spitznamen eingebracht hat geht auf zwei Ereignisse zurück. Das erste war, als er ohne zu fragen an unsere Schokoladenvorräte gehen wollte (aber hallo, da hört doch wohl alle Freundschaft auf!) – er kam mal wieder hereinspaziert und fing einfach an all unsere Schränke und Kisten nach Süßigkeiten zu durchsuchen!!!… das zweite Ereignis war als er beinahe QQ zerquetscht hat – auf einem unserer Sessel herumtollend kippte er hintenüber und dabei wurde leider QQ unter Kind und Sessel begraben!!! Zum Glück hat sie es ohne Schaden überstanden wie ihr auf den folgenden Fotos sehen könnt 🙂

…chillen…

… tiefen-chillen…

…Sonnen-chillen auf dem Dach… (am Rest der Welt ist sie bisher weniger interessiert, aber vielleicht kommt das ja noch :)…)

Rucke-di-gu, rucke-di-gu, ich pass nicht mehr in den Schuh… aber wie kann das denn sein? Es ist doch wirklich meiner!

 

 

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虎跳峡 Tiger Leaping Gorge http://farfaraway.baihu.de/%e8%99%8e%e8%b7%b3%e5%b3%a1-tiger-leaping-gorge/ http://farfaraway.baihu.de/%e8%99%8e%e8%b7%b3%e5%b3%a1-tiger-leaping-gorge/#respond Wed, 06 Mar 2013 14:36:51 +0000 http://farfaraway.baihu.de/?p=731 Aus dem „Flachland“…

… ging es dann los in die Berge:

Von Sophia fuhren wir einige Tage später über Yongsheng 永胜 in Richtung Shangri-la 香格里拉, stiegen jedoch bereits in Qiaotou 桥头 aus. Dieser wirklich kleine Ort hat eigentlich nicht viel zu bieten, wäre hier nicht der Beginn einer Wanderroute, die direkt zur Tiger Leaping Gorge (Tigersprungschlucht – 虎跳峡) führt und diese wollten wir uns keinesfalls entgehen lassen.

Wir kamen also gegen Abend in Qiaotou an und quartierten uns zunächst in Jane’s Youth hostel ein. Das hostel servierte erstaunlich gute Spaghetti Bolognese und beherbergte neben einer Waschmaschine, die wir natürlich prompt nutzen mussten (wann haben wir sonst schon mal die Chance unsere Wäsche so tiefengereinigt zu bekommen), auch eine der größten Katzen, die ich je gesehen habe – sie hat nicht einmal komplett auf einen Schoß gepasst, trotzdem hat sie es immer wieder versucht, denn im Streicheleinheiten verlangen war sie ein Profi.

Also haben wir sie ihr gegeben und währenddessen hat Nadja weiter William Goldmans „Die Brautprinzessin“ vorgelesen (Anm. an alle die dieses Buch noch nicht gelesen haben: Dieses Buch ist SEHR zu empfehlen ;)…) – bis Helen mal wieder mitten drin eingeschlafen ist. Daraufhin beschlossen wir lieber auch schlafen zu gehen, denn wir wollten am nächsten Tag spätestens um 9 Uhr loswandern. Plötzlich kam jedoch Franzi vom Zähneputzen hereingestürmt und erklärte, dass sie eben die beiden Chinesen getroffen habe, deren Bekanntschaft Nina und sie in Dimaluo gemacht hatten.

Alfonso und sein Freund waren gerade angekommen und wollten ebenfalls am nächsten Tag die Wanderung machen und so beschlossen wir zusammen loszulaufen. Auch ein Koreaner, der hier in China Chinesisch studiert, schloss sich unserer inzwischen doch recht großen Gruppe an und so brachen wir zwar nicht wie geplant um 9 Uhr, dafür aber in unterhaltsamer Gesellschaft gegen 10 Uhr endlich auf.

Der Großteil der Gruppe vor strahlendem Sonnenschein 🙂

Anfangs war die Strecke noch nicht ganz so spektakulär, wie wir es uns von der Beschreibung im Lonely Planet her erhofft hatten…

…aber schon bald wurden die Berge ziemlich überwältigend – eine der Bergketten haben wir die „Toblerone-Berge“ getauft, weil sie uns irgendwie an die Schokolade erinnert haben – überhaupt drehen sich viele unserer Gedanken hier in China um Essen (vor allem während dem Essen)… -.-

Die „Toblerone-Berge“

Der Weg hielt was er versprach: bereits nach kurzer Zeit ging es aufwärts und noch weiter aufwärts – nicht umsonst nannte sich dieser Teil der Strecke „die 28 Biegungen“ (wobei wir nicht genau sagen können woher die 28 kommt^^) – wie es die beiden Chinesen und der Koreaner mit ihren großen Rucksäcken durchgehalten haben frage ich mich bis heute… Wir haben wohlweislich den Großteil unseres Gepäcks bei Jane’s gelassen und sind nur mit dem Nötigsten losgewandert.

Unterwegs wurden wir nicht nur von „Aasgeiern“ verfolgt – sie wurden von uns so getauft, weil sie stets auf ihren Pfeseln hinter einem herritten und nur darauf warteten, dass man zusammenbricht oder sie zumindest das Gepäck tragen lässt (aber das hat natürlich der Stolz nicht zugelassen^^)…

man traf auch immer wieder die gleichen Leute, denn irgendwie wollen ja alle in die gleiche Richtung (wieso bloß?^^). Unter anderem war da ein Deutsch sprechender chinesischer Rechtsanwalt und eine Gruppe Iren, die in Peking Englisch unterrichten. Sowieso gibt es hier kaum mehr als 3 Kategorien ausländischer Touristen: 1) die, die hier Englischlehrer sind, 2) die, die Chinesisch lernen und 3) die Barbesitzer.

Doch recht müde, weil es den ganzen Tag über ziemlich heiß und somit doch etwas anstrengender war, kamen wir endlich gegen Abend im Halfway Hostel an und unsere einzigen Gedanken galten eigentlich nur 2-3 Dingen: Essen, (Dusche) und Bett. Die erste Hürde überwanden wir, als wir einige der letzten freien Betten ergattern konnten und froh nicht nach etwas anderem suchen zu müssen widmeten wir uns unserem zweiten Ziel, dem Essen. Den gleichen Gedanken hatten jedoch scheinbar alle andern Gäste auch, denn der Raum füllte sich ziemlich schnell und so kam es, dass wir vier, als eine Gruppe Amerikaner einen freien Tisch suchte, zusammenrückten und ihnen anboten sich zu uns zu setzen. Damit ging der restliche Plan für den Abend den Bach runter…^^

Ich hätte ja nicht geglaubt, dass es passieren kann, dass jemand beim Essen lauter ist als die Chinesen, aber diese Gruppe hat es geschafft und wir waren so laut, dass selbst die Chinesen im Raum immer mal wieder verdutzt zu uns herübergeschaut haben und man uns selbst ein Stockwerk tiefer noch immer verstehen konnte. Das Ganze entwickelte sich also zu einem sehr unterhaltsamen Abend, an dem ein Witz und eine lustige Begebenheit nacheinander erzählt wurden. Das Beste daran war, dass uns vieles davon so bekannt vorkam, zum Beispiel die Fragen, die man von Chinesen stets als erstes gestellt bekommt:

– Was arbeitest du? und wie viel verdienst du?

– Wie alt bist du?

– Hast du einen Freund/eine Freundin?

– Ist dein Haar echt? und darf ich es mal anfassen? (vor allem bei Aaron, einem Afroamerikaner, und bei Helen und Franzi mit ihren blonden Locken ist das eine sehr beliebte Frage^^)

– Wie lange bleibt du? willst du nicht für immer bleiben?

Die acht sind Peace Corps Freiwillige und unterrichten ebenfalls Englisch in verschiedenen Städten in ganz China – sie waren alle ziemlich nett und unterhaltsam (even you Jason ;)…) und das Praktischste daran ist, jetzt kennen wir ganz viele Leute an ganz vielen Orten, wenn wir also irgendwo hinreisen wollen… 🙂

In der Nacht haben wir dann noch zusammen Sterne angeschaut und ihnen ein klein wenig tibetische Tänze gezeigt bevor der Wunsch nach unserem Bett dann doch zu übermächtig wurde. Nach einem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen, bei dem Aaron Nadja eingeladen hat, weil sie in der Nacht zuvor unseren Honig verschenkt hat, verabschiedeten wir uns, da sie in die entgegengesetzte Richtung weiter wollten.

Weit war es nicht mehr bis zum Tiger-Sprung-Stein 虎跳石, aber dieser Teil der Wanderung war noch schöner als am Tag zuvor. Wir kamen an einem ziemlich hohen Wasserfall vorbei:

… und begannen dann unseren Abstieg in die Schlucht. Mit gelegentlichen Verkaufständen um den müden Wanderer mit dem „Nötigsten“ (man beachte den Pfeil) zu versorgen:

… ging es Stufe um Stufe, Stufe um Stufe immer weiter hinunter, bis wir endlich am Grund angekommen waren und dort von dicht an der eigenen Nase vorbeidonnernden Wassermassen begrüßt wurden:

Am Grunde der Schlucht… zum Größenvergleich: da hinten steht jemand^^

Das war schon eine ziemlich gewaltige Macht vor der wir da standen/saßen und wir waren begeistert! 🙂

An den Aufstieg wollten wir lieber gar nicht erst denken, aber irgendwann musste es dann doch sein und den Rat der Amerikaner befolgend stiegen wir die „Himmelsleiter“ hinauf. Das ist die alternative Route, eine Leiter, die senkrecht am Berg hängt und die man dann (ungesichert) hinaufklettert… Der Ausblick war ebenfalls ziemlich genial. 🙂

Oben angekommen erwischten wir gerade so noch vier Plätze in einem Bus nach Qiaotou in dem wir prompt eine Deutsche trafen, die auch noch aus den Kategorien herausfiel: Sie war keine Englischlehrerin, sondern macht eine Art Praktikum hier in China.

Daran merkt man, dass wir hier doch wirklich am hintersten Ende von China wohnen, hierher verirren sich einfach nicht so viele Touristen und jedes Mal, wenn wir einen sehen, fangen wir schon genauso an zu starren wie die Chinesen und denken uns „zu kurze Hose… und auch noch schulterfreies Hemd… die ist ja beinahe nackt Oo“…^^

Nachdem wir unsere Sachen bei Jane’s abgeholt haben und den Amerikanern, die gerade dort angekommen waren, noch ein letztes Mal zugewinkt haben, erwischten wir ziemlich bald darauf einen Bus und machten uns auf zum nächsten Ziel unserer Reise: Shangri-la!

 

Und hier noch ein paar weitere Eindrücke:

Die Berge sehen beinahe aus wie ein Gemälde… und NEIN!, wir haben uns nicht reingephotoshopt

„Verfolgt ihr mich (unseren Blog) etwa?“

 

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Gongshan wird zur Millionenstadt – Der Sensationsreport http://farfaraway.baihu.de/gongshan-wird-zur-millionenstadt-der-sensationsreport/ http://farfaraway.baihu.de/gongshan-wird-zur-millionenstadt-der-sensationsreport/#comments Thu, 07 Feb 2013 16:05:19 +0000 http://farfaraway.baihu.de/?p=677 Donnerstag, 07.02.2013

Kaum ist man mal ein paar Tage weg aus der Heimat ereignet sich Kurioses: Das komplette Straßenbild der Stadt ändert sich und Gongshan wird, scheinbar über Nacht, zu einer Millionenmetropole – zumindest kommt es einem so vor, wenn man vor lauter Menschen und Ständen kaum mehr die Hauptstraße überqueren kann.

Zwar mag die Einwohnerzahl noch lange nicht an die eben genannte Millionen heranreichen, aber die Anzahl der zu verkaufenden Böller, Raketen und Wunderkerzen schon.

Auch die Glücksbanner für das neue Jahr (wir kommen nur in das Jahr der Schlange) sprießen wie Pilze aus dem Boden.

Selbst Gerümpelmärkte fangen an Deko anzubieten!

Und natürlich immer ganz wichtig: Die Süßigkeiten! (Das Glibberzeugs darf nie fehlen…)

Gefühlt hat sich jeder Mensch im Umkreis von 50 km und die komplette Gongshaner Bevölkerung selbst (die noch nicht zwecks Frühlingsfestes zu ihren Familien gefahren ist) auf der Hauptstraße versammelt um irgendetwas zu kaufen oder zu verkaufen. Das mag zwar etwas anstrengend sein, dafür hat sich aber das Angebot ebenfalls deutlich erhöht und wir sind nun stolze Besitzer von Yakbutter! Somit konnten wir die letzten Tage ein Frühstück genießen wie es deutscher kaum sein konnte: Brot (unser einheimisches Baba 粑粑, welches einem etwas festeren Weißbrot ähnelt) mit Butter (Yakbutter ähnelt im Geschmack eher Margarine, ist aber sehr lecker) und Marmelade (das Gastgeschenk der Liukuler)! 🙂

 

 

P.s.: Ab morgen gehen wir ein wenig auf Reisen! Da der Plan in den Ferien Tanzen zu lernen leider nicht ganz aufgegangen ist (wir hatten genau eine Tanzstunde, bevor ein Tanzlehrer nach dem anderen krank wurde) haben wir beschlossen unsere Feiertage etwas auszudehnen und nach dem Frühlingsfest doch noch ein wenig mehr die Gegend um Lijiang 丽江 und Shangri-la 香格里拉 zu erkunden. Dazu dann in 2-3 Wochen mehr 🙂

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Besuch aus Liuku http://farfaraway.baihu.de/besuch-aus-liuku/ http://farfaraway.baihu.de/besuch-aus-liuku/#respond Thu, 07 Feb 2013 11:27:29 +0000 http://farfaraway.baihu.de/?p=650 Donnerstag, 07.02.2013

Passend zu Franzis Geburtstag am 31.01. bekamen wir wie versprochen Besuch von Caro, Nora und Valeska aus Liuku (Marie und Fabia zuvor mussten leider absagen, aber sie schaffen es auch noch hier hoch, wir glauben fest daran!). Natürlich mussten wir ihnen erst einmal Gongshan zeigen, angefangen mit der Tibeterbar (leider konnten wir ihnen nur die obere zeigen, weil die untere gerade Urlaub macht aber immerhin) – wie alle anderen Besucher beneiden auch sie uns darum.

Leider gibt es keine besonders guten Fotos, weil man später einfach zu sehr mit Tanzen beschäftigt ist, aber dieses vermittelt vielleicht einen Eindruck wie es dort aussieht… bevor die Gäste kommen 😉

Die obere Tibeterbar bevor der (An)Sturm losbricht

An dem Tag konnten wir besonders eindrucksvoll zur Schau stellen wie wir hier in Gongshan regelrecht mit Einladungen überschüttet werden: Zuerst beim Mittagessen in einem tibetischen Restaurant (dessen Besitzerin wir irgendwann mal im KTV getroffen haben und die uns damals ein Mittagessen versprach)… wir waren immerhin zu siebt und trotzdem konnten wir sie nicht dazu überreden, dass wir doch unser Essen lieber zahlen wollen. Und abends in der Bar kamen wir wie immer nicht dazu unsere Getränke zu zahlen, weil sie das Geld einfach nicht angenommen haben. Das mag ja ab und zu ganz nett sein, aber irgendwann würde man schon gerne mal selber zahlen, weil man sich sonst so schlecht vorkommt. -.-

Am nächsten Tag haben wir erst einmal ausgeschlafen und dann gemütlich fast den gesamten Rest des Tages am Strand verbracht und sind spazieren gewesen.

Das Wetter lud aber auch einfach dazu ein 🙂

Diesmal haben wir diese wunderschöne Meerjungfrau als Beweis unserer Anwesenheit hinterlassen:

„Die kleine Meerjungfrau von Gongshan“…

… und ihre stolzen Schöpfer 😉

… selbst in Richtung Müllkippe hinaus hat Gongshan seine schöne Flecken, wie hier auf einer Brücke über einen Seitenarm des Nujiang

Auch die Umgebung kam nicht zu kurz und so sind wir tags darauf zum „Kuppeldorf“ gewandert – dieses ist nicht allzu weit von Gongshan entfernt, aber man hat einen wunderschönen Ausblick über die Stadt und auf die umliegenden Berge:

Da oben herrschte dann ein ziemlicher Wind und wenn man gerade mal nicht vom herumgewehten Sand geblendet war konnte man beobachten, wie die Kinder mit ihren Plastiktütendrachen spielten – man muss sich nur zu helfen wissen:

Ein besonders süßes Exemplar – sieht sie mit ihrem Hut nicht aus wie irgendeine Art von Blumenkobold?

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Wir haben Zuwachs bekommen http://farfaraway.baihu.de/wir-haben-zuwachs-bekommen/ http://farfaraway.baihu.de/wir-haben-zuwachs-bekommen/#comments Mon, 04 Feb 2013 05:52:45 +0000 http://farfaraway.baihu.de/?p=634 Mo., 04.02.2013 Natürlich nicht der Art wie das jetzt vielleicht klingen mag, sondern einen tierischer Natur. 🙂

Vor etwa einer Woche kam ich vom Sonnenbaden auf dem Dach zurück in unsere Wohnung, deren Tür ich wie immer offen gelassen habe, erstens weil es ziemlich praktisch ist, zweitens kommt sowieso kaum jemand ausversehen in den dritten Stock und drittens lässt hier sowieso jeder seine Türen offen. Kaum kam ich zur Tür herein hörte ich ein sehr klägliches Maunzen und wunderte mich woher das denn jetzt auf einmal herkam…

„^^^^^^^ un 2hh hjkzyjcjcdzzjvvbiiu3klhzzh“

So sieht der Beitrag von QQ (so haben wir die Katze getauft, weil wir uns nicht ganz sicher sind ob es Katze oder Kater ist) zu diesem Thema aus – sie liebt es über die Tastaturen unserer Laptops zu laufen und unverständliches Zeugs zu schreiben oder sie versucht beim Filme schauen gerne mal die Sachen zu fangen, die sich da auf dem Bildschirm bewegen… Naja wir können es ihr nicht übel nehmen, denn wir sind alle ganz vernarrt in sie – sie ist aber auch einfach zu süß: noch recht klein und ab und zu noch sehr tapsig.

Auf jeden Fall kam die Katze als ich zur Wohnungstür hereinkam hinter dem Vorhang hervor und schaute mich mit ihren großen Augen an und da konnten wir sie einfach nicht mehr vor die Tür setzen und jetzt haben wir eine neue Mitbewohnerin. 🙂

Manchmal hängt sie nur rum…

…manchmal ist sie belesen…

… manchmal schläft sie einfach nur…

… aber egal was sie tut, hauptsache der Heizstrahler ist genz in der Nähe 😉

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